Ich ließ meinen Engel lange nicht los, und er verarmte mir in den Armen und wurde klein, und ich wurde groß: und auf einmal war ich das Erbarmen, und er eine zitternde Bitte bloß. Da hab ich ihm seine Himmel gegeben, - und er ließ mir das Nahe, daraus er entschwand; er lernte das Schweben, ich lernte das Leben, und wir haben langsam einander erkannt...
Engellieder
Song Cycle by Friedhelm Neubert
1. Ich ließ meinen Engel lange nicht los  [sung text not yet checked]
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, written 1898, appears in Frühe Gedichte, in Engellieder, no. 1, first published 1899
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Researcher for this page: Claus-Christian Schuster [Guest Editor]2. Seit mich mein Engel...  [sung text not yet checked]
Seit mich mein Engel nicht mehr bewacht, kann er frei seine Flügel entfalten und die Stille der Sterne durchspalten, - denn er muss meiner einsamen Nacht nicht mehr ängstlichen Hände halten - seit mich mein Engel nicht mehr bewacht.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, written 1898, appears in Frühe Gedichte, in Engellieder, no. 2, first published 1899
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Researcher for this page: Claus-Christian Schuster [Guest Editor]3. Hat auch mein Engel keine Pflicht mehr  [sung text not yet checked]
Hat auch mein Engel keine Pflicht mehr, seit ihn mein strenger Tag vertrieb, oft senkt er sehnend sein Gesicht her und hat die Himmel nicht mehr lieb. Er möchte wieder aus armen Tagen über Wälder rauschendem Ragen meine blassen Gebete tragen in die Heimat der Cherubim. Dorthin trug er mein frühes Weinen und Bedanken, und meine kleinen Leiden wuchsen dorten zu Hainen, welche flüstern über ihm...
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, written 1898, appears in Frühe Gedichte, in Engellieder, no. 3, first published 1899
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Die frühen Gedichte, Leipzig : Insel-Verlag, 1922, p.22
Research team for this page: Claus-Christian Schuster [Guest Editor] , Joost van der Linden [Guest Editor]
4. Wenn ich einmal im Lebensland  [sung text not yet checked]
Wenn ich einmal im Lebensland, im Gelärme von Markt und Messe - meiner Kindheit erblühte Blässe: meinen ernsten Engel vergesse - seine Güte und sein Gewand, die betenden Hände, die segnende Hand, - in meinen heimlichsten Träumen behalten werde ich immer das Flügelfalten, das wie eine weiße Zypresse hinter ihm stand...
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, written 1898, appears in Frühe Gedichte, in Engellieder, no. 4, first published 1899
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Die frühen Gedichte, Leipzig : Insel-Verlag, 1922, p.21
Research team for this page: Claus-Christian Schuster [Guest Editor] , Joost van der Linden [Guest Editor]
5. Seine Hände blieben wie blinde Vögel  [sung text not yet checked]
Seine Hände blieben wie blinde Vögel, die, um Sonne betrogen, wenn die andern über die Wogen zu den währenden Lenzen zogen, in der leeren, entlaubten Linde wehren müssen dem Winterwinde. Auf seinen Wangen war die Scham der Bräute, die über der Seele Schrecken dunkle Purpurdecken breiten dem Bräutigam. Und in den Augen lag Glanz von dem ersten Tag, - aber weit über allem war ragend das tragende Flügelpaar...
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, written 1898, appears in Frühe Gedichte, in Engellieder, no. 5, first published 1899
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Researcher for this page: Claus-Christian Schuster [Guest Editor]