Musik: Atem der Statuen. Vielleicht: Stille der Bilder. Du Sprache wo Sprachen enden. Du Zeit die senkrecht steht auf der Richtung vergehender Herzen. Gefühle zu wem? O du der Gefühle Wandlung in was? -- in hörbare Landschaft. Du Fremde: Musik. Du uns entwachsener Herzraum. Innigstes unser, das, uns übersteigend, hinausdrängt, -- heiliger Abschied: da uns das Innre umsteht als geübteste Ferne, als andre Seite der Luft: rein, riesig nicht mehr bewohnbar.
Drei Rilke Lieder
Song Cycle by Tom Lane
1. An die Musik  [sung text not yet checked]
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "An die Musik"
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]2. Musik  [sung text not yet checked]
Wüsste ich für wen ich spiele, ach! immer könnt ich rauschen wie der Bach. Ahnte ich, ob tote Kinder gern tönen hören meinen innern Stern; ob die Mädchen, die vergangen sind, lauschend wehn um mich im Abendwind. Ob ich einem, welcher zornig war, leise streife durch das Totenhaar... Denn was wär Musik, wenn sie nicht ging weit hinüber über jedes Ding. Sie, gewiss, die weht, sie weiss es nicht, wo uns die Verwandlung unterbricht. Dass uns Freunde hören, ist wohl gut –, aber sie sind nicht so ausgeruht wie die Andern, die man nicht mehr sieht: tiefer fühlen sie ein Lebens-Lied, weil sie wehen unter dem, was weht, und vergehen, wenn der Ton vergeht.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Musik", written 1924
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Confirmed with Rüdiger Sünner, Engel über Europa: Rilke als Gottsucher, Europa Verlag, 2018
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
3. Bestürz mich Musik  [sung text not yet checked]
Bestürz mich, Musik, mit rythmischem Zürnen! Hoher Vorwurf, dicht vor dem Herzen erhoben, das nicht so wogend empfand, das sich schonte. Mein Herz:da: sieh deine Herrlichkeit. Hast du fast immer Genüge, minder zu schwingen? Aber die Wölbungen warten, die obersten, dass du sie füllst mit orgelndem Andrang. Was ersehnst du der fremden Geliebten verhaltenes Antlitz? – Hat deine Sehnsucht nicht Atem, aus der Posaune des Engels, der das Weltgericht anbricht, tönende Stürme zu stoßen: Oh, so ist sie auch nicht, nirgends, wird nicht geboren, die du verdorrend entbehrst…
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, ,Gesammelte Werke (Gedichte), Anaconda Verlag, 2020
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]