by Wilhelm Friedrich Hermann Reinwald (1737 - 1815)
Der Gott des Schlafs umhüllt mit leisem...
Language: German (Deutsch)
Der Gott des Schlafs umhüllt mit leisem Flügel Was auf des Erdballs Häfte wohnt. Stillfeiernd glänzt in heller Bäche Spiegel Der Silberfarbne Mond. In des Olymps gewölbter tiefer Ferne Verliehrt mein Auge sich entzückt, Wo jetzt vielleicht Amint, von seinem Sterne, Mitleidig nach mir blickt. Geflügelt eilt mein Geist vom Götterstamme, Sohn der Unsterblichkeit, zu dir! Mein Busen nährt, gleich einer Feuerflamme, Des Ewigen Begier. Denn überall, so weit die Erde gränzet, Herrscht qualenreicher Unbestand; Was unserm Wunsch als Gold entgegen glänzet, Ist, nahgeprüfet, Tand. Beglückte Zeit, wenn nun von meinen Blicken Der Vorurtheile Nebel fällt, Und Leidenschaft nicht mehr in ihren Stricken Den Geist gefesselt hällt! Das ist mein Trost; den Traum von unsern Tagen Verweht ein kühler Abendwind; Wie Blumen, die der Sonne Last getragen, Verblühen wir geschwind. Stets eilt der Tod, damit er uns erhasche, Kurz hinter unserm Schritte drein; Gelingt es ihm, so werd ich morgen Asche, Und eine Fabel sein. Die Menschheit mag beim Grabe sich empören; Getrost lern ich hinunter sehn. Der freie Geist wird, unter Himmelschören, Dort mit Aminten gehn.
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Confirmed with Musen Almanach , Göttingen: J. C. Dieterich, 1771, pages 140 - 142.
Authorship:
- by Wilhelm Friedrich Hermann Reinwald (1737 - 1815), "Empfindungen bey Nacht" [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Johann Xaver Sterkel (1750 - 1817), "Empfindung bei Nacht" [ sung text not yet checked against a primary source]
Researcher for this page: Melanie Trumbull
This text was added to the website: 2018-09-07
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