by Gottfried Keller (1819 - 1890)
Der Himmel hängt, wie Blei so schwer
Language: German (Deutsch)
Der Himmel hängt, wie Blei so schwer, Dicht auf dem wildempörten Meer; Ein englisch Segel, fast die Quer, Schießt wie ein Pfeil darüber her. Ein Messer, so das Meer sich schliff, Da starrt ein blankes Felsenriff Und schlitzt das Engelländerschiff; Das Meer thut einen guten Griff. Viel tausend Bibeln sind die Fracht, Die sinken in die Wassernacht; Schon hat in düstrer Schuppenpracht Das Seevolk sich herbeigemacht. Da wimmelt es von Schlang' und Fisch, Sie sitzen am Korallentisch, Her schießt der Leviathan risch: Was ist das für ein Flederwisch? Die Meerschlang', als die Königin, Kommt auch und blättert her und hin; Sie alle lesen emsig drin Und forschen nach dem dunkeln Sinn. Sie ziehn den Missionär empor Und halten ihm die Bibel vor: Doch der zu schweigen sich verschwor, Das Meer durchbraust sein taubes Ohr!
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View text with all available footnotesConfirmed with Gedichte von Gottfried Keller, Heidelberg, Akademische Verlangshandlung von C. F. Winter, 1846, pages 260-261.
Authorship:
- by Gottfried Keller (1819 - 1890), "Im Meer" [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Klaus Miehling (b. 1963), "Meer", op. 94 no. 3 (2003) [ voice and piano ], from Drei Lieder nach Gottfried Keller, no. 3 [sung text not yet checked]
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
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