by Ludwig Scharrer (1817 - 1890)
Das Wanderbuch
Language: German (Deutsch)
Will mein Conterfei dir schenken, Daß du oft sollst an mich denken; Doch hat Keiner mich gemalt, Weil ich Keinen noch bezahlt. Dennoch will ich dich umschweben In des Bildes frischem Leben. Darum nimm mein Wanderbuch, Drinnen steh’ ich Zug für Zug. „Augen: schwarz, nicht frei von Schielen, Wenn im Busche Mädchen spielen, „Mund: gewöhnlich, zugespizt, „Wenn er noch beim Liebchen sizt.“ „Wange: roth von Sommersprossen, Die der Wein darauf gegossen, „Nase: lang, recht oft gedreht, Je nachdem der Wind herweht.“ „Und das Kinn, das läßt sich denken, Läßt von weicher Hand sich lenken, „Und der Bart sich mächtig rollt, Wenn das Mädchen zankt und schmollt.“ Nimm dies Bild, und ich will hoffen, Daß der Maler mich getroffen. Nimm es hin mein Wanderbuch, Drinnen steh’ ich Zug für Zug. Hast du dieses Bild in Handen, Bin ich ganz in deinen Banden; Denn gibst du nicht Visa mir, Kann ich ewig nicht von dir!
Confirmed with Bunte Blüthen. Gedichte von Ludwig Scharrer, Augsburg, Jenisch und Stage'sche Buchhandlung, 1846, pages 117-118.
Authorship:
- by Ludwig Scharrer (1817 - 1890), "Das Wanderbuch", appears in Bunte Blüthen: Gedichte [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
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Set in a modified version by Johann Wenzeslaus Kalliwoda.
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2019-08-29
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