by Paul Heyse (1830 - 1914)
Geliebte Sonne
Language: German (Deutsch)
Geliebte Sonne, Allerbarmerin, an deinem Busen hegst du dein Kind. Schlafend lag ich im Fiebertraum, du kommst gewandelt, mich zu heilen; Schwebst lieblich groß mit holdem Lächeln in des Einsamen arme Zelle, Dass der gefesselte Sinn des Kranken wie Knospenhülle die Decke lüftet. Über Thurmhöhen, steile Dächer, durch Baumeswipfel wagst du den Weg und schmiegst dich kosend, Gewaltige Du, mir um die Knie mir an das Herz. Nicht viel genoss ich irdischer Feste, all' meine Freuden reiftest mir du: Die rote Frucht hier, deren Saft mich kühlt, das weiße Brot hier, dessen Kraft mich nährt; ach, und des lieben einzigen Mädchens schlichtes Blondhaar, schimmernde Wangen, du ließest sie blühen deinem Sonnenkinde mir zum Segen, mir zur Freude. Weile noch, weile, bis sie naht! Überhauche mit Glanz die traute Gestalt! Ach, wenn ich ewig sie sollt' entbehren, mir wäre besser, auch dich zu missen, Dass nur dein Aug' auf meinem Hügel am schönen Mittag meinen Schlummer streifte!
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Authorship:
- by Paul Heyse (1830 - 1914), no title, appears in Kinder der Welt. Roman in Sechs Büchern [author's text checked 1 time against a primary source]
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- Also set in German (Deutsch), [adaptation] ; composed by Georg Hendrik Witte.
Researcher for this page: Johann Winkler
This text was added to the website: 2020-11-08
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