by Karl Egon Ebert (1801 - 1882)
Stiasons Klagelied am Grabe der...
Language: German (Deutsch)
Es ist der schöne Stiason, doch ach, nun nimmer schön, nun ist er nimmer heiter, nein, grausig anzuseh'n. Verblichen ist die Wange, das Auge trüb und irr, die Brauen sind gesunken, die dunklen Locken wirr. Mit beiden Armen hält er ein Büschel Tannengrün, dazwischen Blumenkränze in bunten Farben glüh'n. Er eilt zum Erdenhügel, besteckt ihn mit dem Reis und hängt die Kränze drüber und seufzt und singet leis': „Ich war einmal ein Schäfer, der seine Herde trieb; ein schneeweiß' Lämmlein hatt' ich, das war mir wunderlieb. Ich hätte darum gegeben die Tasch' und den Hirtenstab, ich wäre darum gestiegen ins dunkle, dunkle Grab. Da kam die Wölfin gesprungen, zerriss das zarte Tier, da war auch mein Kopf zerrissen, das Herz zerborst in mir. Da taucht' ich ein Tuch behende ins liebe, warme Blut, da grub ich ein Grab dem Holden und halte darüber Hut.“
Confirmed with Karl Egon Ebert, Wlasta, böhmisch-nationales Heldengedicht in drei Büchern, Prag, 1828.
Authorship:
- by Karl Egon Ebert (1801 - 1882), "Stiasons Klagelied am Grabe der Geliebten", appears in Wlasta, böhmisch-nationales Heldengedicht in drei Büchern, first published 1828 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Václav Jan Křtitel Tomášek (1774 - 1850), "Stiasons Klagelied am Grabe der Geliebten", op. 74 no. 6 [ voice and piano ], from 6 Gesänge aus Carl Egon Eberts böhmisch-nationalem Epos Wlasta, no. 6 [sung text checked 1 time]
Researcher for this page: Johann Winkler
This text was added to the website: 2021-10-24
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