by Else Lasker-Schüler (1869 - 1945)
Täubchen, das in seinem eigenen Blute schwimmt
Language: German (Deutsch)
Als ich also diese Worte an mich las, Erinnerte ich mich Tausend Jahre meiner. Eisige Zeiten verschollen – Leben vom Leben, Wo liegt mein Leben – Und träumt nach meinem Leben. Ich lag allen Tälern im Schoß, Umklammerte alle Berge, Aber nie meine Seele wärmte mich. Mein Herz ist die tote Mutter, Und meine Augen sind traurige Kinder, Die über die Lande gehen. »Täubchen, das in seinem eigenen Blute schwimmt« .... Ja, diese Worte an mich sind heiße Tropfen, Sind mein stilles Aufsterben. »Täubchen, das in seinem eigenen Blute schwimmt« .... In den Nächten sitzen sieben weinende Stimmen Auf der Stufe des dunklen Tors Und harren. Auf den Hecken sitzen sie Um meine Träume Und tönen. Und mein braunes Auge blüht Halberschlossen vor meinem Fenster Und zirpt. – »Täubchen, das in seinem eigenen Blute schwimmt« ....
Authorship:
- by Else Lasker-Schüler (1869 - 1945), "Täubchen, das in seinem eigenen Blute schwimmt", appears in Der siebente Tag, appears in Meine Wunder, first published 1905 [author's text checked 1 time against a primary source]
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This text was added to the website: 2022-06-08
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