by Joseph Christian Freiherr von Zedlitz (1796 - 1869)
Die Dorfkirche
Language: German (Deutsch)
In einem Dorf, am frühen Morgen, sah ich ein Kirchlein offen stehn, und wie's mir freundlich schien zu winken, trieb mich mein Herz, hinein zu gehn. Nur wenig Beter fand ich knieen, denn Werktag war's, und Erntezeit; ein greiser Priester sprach den Segen und hielt das heil'ge Mahl bereit. Da naht ein Weib sich dem Altare, den zarten Saugling an der Brust, ihr Antlitz schwamm in Doppelglutender Andacht und der Mutterlust. Und als ihr Mund das Brot des Lebens empfangen aus des Priesters Hand, sie's kaum berührt mit ihren Lippen und mit verklärtem Blicke stand: da drückte schnell in hoher Wonne sie an den Mund den Säugling zart, reicht' ihm den Teil der Himmelsspeise, den sie ihm liebend aufbewahrt. O süße Macht der Mutterliebe, du Götterblume dieser Welt, die Alles teilt, den Leib des Herren selbst nicht für sich allein behält; du würdest auch, wie Pelikane die Brust sich öffnen für die Brut, noch deine Kinder wohl ernähren mit deinem Herzensblut.
Authorship:
- by Joseph Christian Freiherr von Zedlitz (1796 - 1869) [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Carl Loewe (1796 - 1869), "Die Dorfkirche", op. 116 no. 1 (1846) [sung text checked 1 time]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website between May 1995 and September 2003.
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