by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926)
Du Berg, der blieb, da die Gebirge...
Language: German (Deutsch)
Du Berg, der blieb, da die Gebirge kamen, – Hang ohne Hütten, Gipfel ohne Namen, ewiger Schnee, in dem die Sterne lahmen, und Träger jener Tale der Zyklamen, aus denen aller Duft der Erde geht; du, aller Berge Mund und Minaret (von dem noch nie der Abendruf erschallte): Geh ich in dir jetzt? Bin ich im Basalte wie ein noch ungefundenes Metall? Ehrfürchtig füll ich deine Felsenfalte, und deine Härte fühl ich überall. Oder ist das die Angst, in der ich bin? die tiefe Angst der übergroßen Städte, in die du mich gestellt hast bis ans Kinn? O daß dir einer recht geredet hätte von ihres Wesens Wahn und Abersinn. Du stündest auf, du Sturm aus Anbeginn, und triebest sie wie Hülsen vor dir hin ... Und willst du jetzt von mir: so rede recht, – so bin ich nicht mehr Herr in meinem Munde, der nichts als zugehn will wie eine Wunde; und meine Hände halten sich wie Hunde an meinen Seiten, jedem Ruf zu schlecht. Du zwingst mich, Herr, zu einer fremden Stunde.
T. Medek sets stanzas 2-3
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Confirmed with Taine Maria Rilke, Das Stunden-Buch, Leipzig : Insel-Verlag, 1908, p.83
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, written 1903, appears in Das Stundenbuch, in 3. Das Buch von der Armut und dem Tode, no. 2 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Tilo Medek (1940 - 2006), "Geh ich in dir jetzt? Bin ich im Basalte", 1980, copyright © 1982, stanzas 2-3 [ tenor and woodwinds ], from cantata Gethsemane, no. 11, Unkel am Rhein : Medek [sung text checked 1 time]
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
This text was added to the website: 2023-07-18
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