by August Winckelmann (1780 - 1806)
Der alte Harfner
Language: German (Deutsch)
Still hält der Harfner sein Saitenspiel Und löset die goldenen Klänge; Er singt aus der Seele tiefem Gefühl, Sanft tönen die süssen Gesänge. Wie Mai und Jugend und Liebe blüht, Das weiss er so herzlich zu sagen; Wem heilige Sehnsucht im Busen glüht, Den rühren die zärtlichen Klagen. Sein Aug' in die Höhe nimmer sieht, Zur Harfe nur blicket er nieder -- Und nahst du dich ihm, und störst sein Lied, So schweigt er, und singt dir nicht wieder. Denn ach! ihm hält ein glücklicher Wahn Die liebende Seele gefangen, Er glaubt, er sehe die Freundinn nahn, Die längst schon hinübergegangen. So wie zu der Harfe sein Lied ertönt, Begegnet mit stillem Entzücken Die Theure, die ihm die Jugend verschönt, Den Seeligkeit trunkenen Blicken. Es erscheint ihm heiter das liebliche Bild, Sie sitzet dem Freunde zu Füssen, Und horchet gerührt, und blicket so mild, Die Einsamkeit ihm zu versüssen. Sie schauet mit zartem Lächeln empor, Und horcht auf die goldenen Klänge; Er neigt sich gerührt zu ihrem Ohr, Und gibt ihr die süsse Gesänge.
Confirmed with Musen-Almanach für das Jahr 1802, Leipzig: in der Sommerschen Buchhandlung, pages 122 - 123.
Authorship:
- by August Winckelmann (1780 - 1806), "Der alte Harfner" [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Friedrich Adrian Götzloff (d. 1836), "Der alte Harfner", c1809. [ sung text not verified ]
Researcher for this page: Melanie Trumbull
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