by Christian Friedrich Daniel Schubart (1739 - 1791)
Wo find' ich den Liebling der Seele
Language: German (Deutsch)
Wo find' ich den Liebling der Seele, Den Gott mir zum Manne erkor? Ich säng' ihm mit schallender Kehle Dies Liedlein so gern in das Ohr! O käm' er, wie wollt' ich ihm singen, Dem Trauten, so lange umschlingen, Bis innig er's fühlte, wie ich, Gott hab' ihn geschaffen für mich. Jüngst saß ich, vom Monde beschienen, Am Bettlein so einsam, so leer; Da sah ich mit freundlichen Mienen Den Jüngling, wie Hermann war er. Es flammte der himmlische Zunder Der Liebe die Augen herunter, Hoch, schlank, nicht zu weich, nicht zu wild, War meines Erwählten Gebild. Auch wallte die bräunliche Locke Dem Jüngling ins schöne Gesicht. Er redte, die silberne Glocke Ertönet so lieblich mir nicht. Bald fließen, so sprach sie, die Flammen Der Herzen in einem zusammen; Mit mächtigem Drange fühl's ich, Gott hab' ihn geschaffen für mich. Doch harre, die bräutliche Stunde, Bald steigt sie von Osten herauf, Und drückt deinem glühenden Munde Die Küsse des Bräutigams auf. Ach ende, du Traute, das Sehnen Des Herzens, und spare die Thränen; Denn alles das Deine ist mein, Und alles das Meine ist dein. Ich bebte, ich schwamm in Entzücken, Ich wagt' es mit bebender Hand, Den Jüngling an Busen zu drücken, Doch, ach! die Erscheinung verschwand. Wo bist du nun, heiliger Schatten Des Trauten, des zärtlichen Gatten? Dein künftiges Weibchen sitzt hier, Und schmachtet vergeblich nach dir.
About the headline (FAQ)
Authorship:
- by Christian Friedrich Daniel Schubart (1739 - 1791) [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Franz Danzi (1763 - 1826), "Wo find' ich den Liebling der Seele", P 179 no. 7, published 1809 [ voice and piano ], from 8 Volkslieder, no. 7 [sung text not yet checked]
- by Christian Friedrich Daniel Schubart (1739 - 1791), "Die Erscheinung", 1783 [sung text checked 1 time]
Researcher for this page: Ferdinando Albeggiani
This text was added to the website: 2008-07-04
Line count: 40
Word count: 229