by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926)
Der Fahnenträger
Language: German (Deutsch)
Die Andern fühlen alles an sich rauh und ohne Anteil: Eisen, Zeug und Leder. Zwar manchmal schmeichelt eine weiche Feder, doch sehr allein und lieb-los ist ein jeder; er aber trägt - als trüg er eine Frau - die Fahne in dem feierlichen Kleide. Dicht hinter ihm geht ihre schwere Seide, die manchmal über seine Hände fließt. Er kann allein, wenn er die Augen schließt, ein Lächeln sehn: er darf sie nicht verlassen. - Und wenn es kommt in blitzenden Kürassen und nach ihr greift und ringt und will sie fassen -: dann darf er sie abreißen von dem Stocke als riss er sie aus ihrem Mädchentum, um sie zu halten unterm Waffenrocke. Und für die Andern ist das Mut und Ruhm.
Confirmed with Rainer Maria Rilke, Neue Gedichte, Leipzig : Insel-Verlag, 1920
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Der Fahnenträger", written 1906, appears in Neue Gedichte [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Axel Gebhardt (b. 1962), "Der Fahnenträger", from Fünf Lieder nach Rainer Maria Rilke, no. 3 [sung text not yet checked]
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
This text was added to the website: 2023-11-05
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