by Friedrich Wilhelm Weber (1813 - 1894)
Winternachts am Hallenfeuer
Language: German (Deutsch)
"Winternachts am Hallenfeuer Wußte Wilfried Thorkells Gästen Nordlandssagen zu berichten Von dem Weinland fern im Westen, Das zuerst der rote Erik, Dann Björn Asbrandson gefunden, Als auf reisemüden Kielen Sturm sie trieb von Sund zu Sunden. Traumhaft wunderliche Sagen Von des Waldes Riesenkronen, Von den armen roten Männern, Die in ihrem Schatten wohnen; Von des Dickichts Astgewirre, Blumenschlingen, Laubgewinden, Wo nur mühvoll kluge Jäger, Hirsch und Bär den Wildpfad finden; Von den seltsam bunten Vögeln, Die durch Strauch und Wipfel streifen Oder, eine graue Wolke, Bucht und Klippenhang umschweifen; Von des Bibers Wasserdörfern, Von der Taube Wanderzügen, Von des Büffels Weidegängen Und der Schneegans hohen Flügen; Vom Gelock der Rebenranken, Die um Stamm und Zweige gaukeln, Von den purpurdunkeln Trauben, Die im Sonnenglanz sich schaukeln; Von dem Weizenfeld der Lichtung Zwischen Fluß und Felsenföhren, Lanzenschäfte all die Halme, Goldne Keulen all die Ähren; Von des Urwalds tiefem Schweigen, Wenn die stillen Sternenbälle Glühn und weit verhallt der dumpfe Nachtgesang der Wasserfälle; Wenn der Wildnis fromme Söhne Aus den Hirschhautzelten treten Und gehobnen Haupts zum großen Unbegriffnen Geiste beten. -- Fernes Land! In Kinderunschuld, Nicht verwirrt vom Kampf und Kriege Zwischen Göttern, zwischen Menschen, Schläfst du in der Wellenwiege! Ob die graue Wasserwüste Dich in Nacht und Nebel berge, Dennoch find' ich dich; dem Flüchtling Ist die Not ein guter Ferge. Ausgestoßen von den Meinen, Wilder Wolf im eignen Lande, Seh' ich vor mir Strick und Grube, Hinter mir die Treiberbande. Wertlos ward ich gleich dem Moose, Gleich dem Pilz am Bergeshange, Die das Reh des Waldes achtlos Niedertritt auf seinem Gange; Wertlos gleich dem Fichtenzapfen, Den der Sturm mit Laub und Schorfen, Seines Spielwerks überdrüssig, In den Heidesumpf geworfen. Schönes Land im weiten Westen, Fern und einsam! -- Heb die Schwingen, Freier Falk, du heimatloser, Eine Heimat zu erringen! Heb die Schwingen! Schon zu lange Hast du träumend hier gesessen; Fort, meerüber: in der Wildnis Allvergessend, allvergessen!"
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Authorship:
- by Friedrich Wilhelm Weber (1813 - 1894), no title, appears in Dreizehnlinden, in 19. Elmar im Klostergarten, no. 11, first published 1878 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by August Braubach , "Winternachts am Hallenfeuer" [baritone and piano], from Elmar im Klostergarten, no. 11. [text not verified]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2007-12-06
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