by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926)
Da leben Menschen, weißerblühte, blasse
Language: German (Deutsch)
Da leben Menschen, weißerblühte, blasse, und sterben staunend an der schweren Welt. Und keiner sieht die klaffende Grimasse, zu der das Lächeln einer zarten Rasse in namenlosen Nächten sich entstellt. Sie gehn umher, entwürdigt durch die Müh, sinnlosen Dingen ohne Mut zu dienen, und ihre Kleider werden welk an ihnen, und ihre schönen Hände altern früh. Die Menge drängt und denkt nicht sie zu schonen, obwohl sie etwas zögernd sind und schwach, – nur scheue Hunde, welche nirgends wohnen, gehn ihnen leise eine Weile nach. Sie sind gegeben unter hundert Quäler, und, angeschrien von jeder Stunde Schlag, kreisen sie einsam um die Hospitäler und warten angstvoll auf den Einlaßtag. Dort ist der Tod. [Nicht jener, dessen Grüße sie in der Kindheit wundersam gestreift, – der kleine Tod, wie man ihn dort begreift; ihr eigener]1 hängt grün und ohne Süße wie eine Frucht in ihnen, die nicht reift.
T. Medek sets stanzas 2, 4-5
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View original text (without footnotes)Confirmed with Taine Maria Rilke, Das Stunden-Buch, Leipzig : Insel-Verlag, 1908, p.85
1 Medek: "Der Tod"Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, written 1903, appears in Das Stundenbuch, in 3. Das Buch von der Armut und dem Tode, no. 5 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Werner Egk (1901 - 1983), "Da leben Menschen", 1921 [ voice and piano ] [sung text not yet checked]
The text above (or a part of it) is used in the following settings:
- by Tilo Medek (1940 - 2006), "Die Städte aber wollen nur das Ihre", 1980, copyright © 1982 [ soprano, chorus and orchestra ], from cantata Gethsemane, no. 12, Unkel am Rhein : Medek
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
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