by Karl Bahrs
Der treue Knabe
Language: German (Deutsch)
Es hatt' ein Knab' ein römisch Glas, wohl von der Liebsten sein, das hielt' er tausendmal so hoch als Gold und Edelstein. Da führte ihn ein Rittersmann in's Königs Schloß hinein, der König setzte ihn zu Tisch und schenkt' ihm selber ein. "Gieb Knabe mir dein römisch Glas, ich geb' dir blankes Gold, so viel du immer tragen magst und bleib' dir immer hold." "Laß König mir mein römisch Glas, behalt' Dein blankes Gold, dies Glas gab eine Jungfrau mir, die ist so lieb und hold." "Gieb Knabe mir dein römisch Glas, ich geb' dir Leut' und Land, du wirst ein edler Rittersmann, wohl weit und breit bekannt." "Laß König mir mein römisch Glas, behalt Dein' Leut' und Land, dies Glas gab eine Jungfrau mir, die ist mir wohl bekannt." "Gieb Knabe mir dein römisch Glas, und nimm die Buhle mein, die halt' ich tausendmal so hoch als Gold und Edelstein." "Laß König mir mein römisch Glas, behalt' die Buhle Dein, wohl in der Fern ist mein Treulieb und denkt im Herzen mein." Der König zog den Teppich auf der das Gemach verhängt. Auf seidnen Polstern saß die Maid, die ihm das Glas verschenkt. "Schenk König mir mein römisch Glas voll dunkelrothen Wein, ich trink' es aus zum letzten mal, dann mag's Dein eigen sein!" Und als er's an den Mund gesetzt, da sprang das Glas entzwei, und als das Glas zersprungen war, brach auch sein Herz entzwei.
Authorship:
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Karl Gottlieb Reissiger (1798 - 1859), "Der treue Knabe", op. 95 (Lieder und Balladen) no. 2, published 1834 [ bass or baritone and piano ], Dresden, Paul [sung text checked 1 time]
Researcher for this page: Harry Joelson
This text was added to the website: 2011-03-30
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