by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926)
Gebet für die irren und sträflinge
Language: German (Deutsch)
Ihr, von denen das Sein leise sein großes Gesicht wegwandte: ein vielleicht Seiender spricht draußen in der Freiheit langsam bei Nacht ein Gebet: Daß euch die Zeit vergeht, denn ihr habt Zeit. Wenn es euch jetzt gedenkt, greift euch zärtlich durchs Haar: alles ist weggeschenkt, alles, was war. Oh, daß ihr stille bliebt, wenn euch das Herz verjährt; daß keine Mutter erfährt, daß es das gibt. Oben hob sich der Mond, wo sich die Zweige entzwein, und, wie von euch bewohnt, bleibt er allein.
Confirmed with Rainer Maria Rilke, Gedichte, Leipzig : Insel-verlag, 1927, p.166
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Gebet für die Irren und Sträflinge" [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Michael Thilo , "Gebet für die Irren und Sträflinge", from Rilke-Lieder, no. 3 [sung text not yet checked]
- by Nicolas Zourabichvili (b. 1936), "Gebet für die irren und sträflinge", 1966 [ soprano and chamber orchestra ] [sung text not yet checked]
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
This text was added to the website: 2023-09-11
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