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by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)

Demut
Language: German (Deutsch) 
Herr, lehre mich, wenn ich der Tugend diene,
dass nicht mein Herz des Stolzes sich erkühne
und nicht auf sie vermessen sei.
Herr, lehre mich, wie oft ich fehle, merken.
Was ist der Mensch bei seinen besten Werken?
Wenn sind sie von Gebrechen frei?

Wie oft fehlt mir zum Guten selbst der Wille!
Wie oft, wenn ich auch dein Gebot erfülle,
erfüll ich’s minder, als ich soll!
Sind Lieb und Furcht stets die Bewegungsgründe
der guten Tat, der unterlassnen Sünde?
Und ist mein Herz des Eifers voll?

Gedenke nicht der Sünden meiner Jugend,
gedenke nicht der unvollkommnen Tugend
der reifern Jahre meiner Zeit.
Wenn ich noch oft aus Stolz nach Tugend strebe,
aus Menschenfurcht mich Lastern nicht ergebe,
was ist denn meine Frömmigkeit?

Wenn ich den Geiz aus Furcht der Schande fliehe,
aus Weichlichkeit mich wohlzutun bemühe
und mäßig bin gesund zu sein;
wenn ich die Rach aus Eigennutze hasse,
der Ehrfurcht Pfad aus Trägheit nur verlasse:
Was ist an dieser Tugend mein?

Und Gott, wie oft sind unsre besten Triebe
nicht Frömmigkeit, nicht Früchte deiner Liebe,
nur Früchte der Natur und Zeit!
Wenn fühlen wir der Tugend ganze Würde?
Wenn ist dein Joch uns eine leichte Bürde
und dein Gebot Zufriedenheit?

Doch, Herr, mein Gott, wenn auch zu deiner Ehre
mein Herze rein, rein meine Tugend wäre,
wes ist denn dieses Eigentum?
Wer ließ mich früh zur Tugend unterrichten,
mein Glück mich sehn in meines Lebens Pflichten
und im Gehorsam meinen Ruhm?

Wer gab mir Mut, Herr, dein Gebot zu lieben?
Wer gab mir Kraft, es freudig auszuüben,
und in Versuchung Schild und Sieg?
Wes ist der Quell, der mich mit Weisheit tränkte?
Und wes der Freund, der mich zum Guten lenkte
und mir den Fehler nicht verschwieg?

Du triebst mich an, dass ich das Gute wählte,
und riefst mich oft, wenn ich des Wegs verfehlte,
durch Stimmen deines Geists zurück,
zogst mich durch Kreuz, durch Wohltat auch, von Sünden,
ließt, wenn ich rief, mich wieder Gnade finden
und gabst zu meiner Bessrung Glück.

Was ist der Mensch, dass du, Gott, sein gedenkest,
Gerechtigkeit in deinem Sohn ihm schenkest
und zur Belohnung selbst ein Recht?
Und wenn ich nun durch deines Geistes Gabe
des Glaubens Kraft und alle Werke habe,
wer bin ich? Ein unnützer Knecht.

Text Authorship:

  • by Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769) [author's text not yet checked against a primary source]

Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):

  • by Carl Philipp Emanuel Bach (1714 - 1788), "Demut", Wq 194 no. 48 (1758) [ voice and piano or harpsichord or organ ], from Geistliche Oden und Lieder mit Melodien: Gellert Oden, no. 48 [sung text checked 1 time]

Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]

This text was added to the website between May 1995 and September 2003.
Line count: 54
Word count: 377

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This website began in 1995 as a personal project by Emily Ezust, who has been working on it full-time without a salary since 2008. Our research has never had any government or institutional funding, so if you found the information here useful, please consider making a donation. Your help is greatly appreciated!
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