by Ulrich Hegner (1759 - 1840)
Künstlerlied
Language: German (Deutsch)
Chor. Zum Wein und Gesange, ihr Freunde der Musen! Im Wein ist die Wahrheit, das Herz im Gesang; Es regt sich die heilige Flamm' in dem Busen, Und Grillen entfliehn bey harmonischem Klang. Es mögen die Reichen In Sorgen erbleichen! Es mögen die Großen Die [Köpfe]1 zerstoßen! Wir leben in Eintracht und leben gern lang. Mahler. In der Farben Zauberreiche Finden froh wir unsre Welt, Sprechen zur Gemeinheit: Weiche! Die ihr Glück im Golde zählt. Uns ist Besseres gegeben; Lächelt uns die Sonne nur, Wandeln wir auf deiner Spur, Schauen ahnungsvoll dein Leben Ewig bildende Natur! Chor. Zum Wein und Gesange, ... Kupferstecher. Unter Strichen vorwärts schleichet Unser Tagwerk, wie gemach ! Und bis wir das Ziel erreichet, Gibt es manches leise Ach. Aber ist das Werk vollendet Freut der brave Künstler sich! Tausendfach wird jeder Strich In die weite Welt gesendet; Ist ein Lohn der diesem glich? Chor. Zum Wein und Gesange, ... Zeichnet. Keine Arbeit die man treibe Freut sich mehr der Musen Gunst, Was die Seele in dem Leibe Ist die Zeichnung in der Kunst! Unser ist das Reich der Formen, Der Erfindung weites Land. Wie die That aus dem Verstand, Quillen auch der Schönheit Normen Aus des Zeichners Geist und Hand. Chor Zum Wein und Gesange, ... Baukünstler. Tempel hoch, Palläste herrlich, Jedes Wohnhaus groß und klein, Zeugen, schön und unentbehrlich Sey die Kunst der wir uns weih'n. Wo wär' ohne uns der Kaiser? Ohne uns wo hielt man Rath? Alles unser nöthig hat, Kirchen, Schlösser, Burgen, Hauser -- Ohne uns wär keine Stadt! Chor. Zum Wein und Gesange, ... Bildhauer. Kennt ihr jene hohen alten Wesen aus dem Fabelland, Jene göttlichen Gestalten Die sich Hellas Kunst erfand? Diese haben wir erkoren, Und uns ihrem Dienst geweiht, Der uns Schönes nur gebeut. Wer sie kennt lebt neugeboren Mit Heroen alter Zeit. Chor. Zum Wein und Gesange, ... Schriftgießer. Einsam hinter Klostermauern Hielt sich scheu die Wissenschaft, Und bey Herren wie bey Bauern Galt nur Muth und Leibeskraft. Sieh da kam die Kunst der Künste, Der Erfindung schönste brach Durch des Wahnes Nebeldünste, Zog die Scheue an den Tag. Wer der Kunst sich weiht geflissen, Schwierigkeit mit Kraft besiegt, Wem nicht halbes Werk genügt, Der darf sprechen, der kann wissen Wo der Haas im Pfeffer liegt. Chor. Zum Wein und Gesange, ... Liebhaber. Wie ein Bach durch Wiesen fließet, Zwischen Blumen an dem Bord, Tändelnd diese bald umschließet, Bald mit jener eilet fort; Also treiben wir das Leben In das Land der Kunst hinein, Sammeln spielend Blüthen ein. Wem ist mehr Genuß gegeben, Kann Geschmack wohl ferne seyn? Chor. Zum Wein und Gesange, ... Kenner. Hört, ihr Leute, was ich sage! Stimmt zu hoch den Ton nicht an; Was die Glock' in Künsten schlage, Nur der Kenner wissen kann. Ihr müßt bilden und wir sprechen, Sachen habt ihr, wir das Wort! Und .... (Alle ihn unterbrechend) Und wo wir in Eintracht zechen, Da ist ja kein Richterort!
H. Nägeli sets stanzas 1-5
Note: this text contains several older-style spellings, such as "bey" for "bei".
1 Nägeli: ""Köpf' sich"
Authorship:
- by Ulrich Hegner (1759 - 1840), "Künstlerlied", first published 1830 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Hans Georg Nägeli (1773 - 1836), "Künstlerlied", published 1817, stanzas 1-5 [men's chorus], in the Rundgesänge section of Gesangbildungslehre für den Männerchor, Zürich: H. G. Nägeli, Zweite Hauptabtheilung, Beylage A, erster Heft, pages 38 - 39 [ sung text checked 1 time]
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This text was added to the website: 2010-06-22
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