Der gute Vagabund
Language: German (Deutsch)
Ich war noch so jung und war doch schon arm; kein Geld hatt' ich gar nicht, dass Gott erbarm! So nahm ich meinen Stab und meinen Bettelsack und pfiff das Vaterunser den lieben langen Tag. Und als ich nun kam vor Heidelberg an, da packten die Bettelvögt' grimmig mich an! Der Eine packt mich hinten, der And're packt mich vorn; ei, du verfluchter Bettelvogt, so lasst mich ungeschor'n! Und als ich nun kam vor's Bettelvogthaus, da schaut' der alt' Spitzbub' zum Fenster hinaus. Ich dreh' mich gleich herum und schau nach seiner Frau; ei, du verfluchter Bettelvogt, wie schön ist deine Frau! Der Bettelvogt fasst einen grimmigen Zorn, er lässt mich ja setzen im tiefsten Turm, im tiefen, tiefen Turm bei Wasser und bei Brot! Ei, du verfluchter Bettelvogt, krieg' du die Schwerenot! Der Bettelvogt, wenn er gestorben erst ist, sollt ihn nicht begraben wie'n anderen Christ. Lebendig ihn begraben bei Wasser und bei Brot, wie mir der alte Bettelvogt tut ohne Not. Ihr Brüder, seid lustig, er ist ja nun tot, er hängt schon am Galgen, so schwer voller Not. In der vergang'nen Wochen am Dienstag ganz fruh, da hab'n sie ihn gebracht am Galgen zur Ruh'. Er hätt' ja die schöne Frau bald umgebracht, weil sie mich arm'n Schelm hat freundlich ang'lacht. In der vergang'nen Wochen, da sah er noch heraus, und heut' bin ich bei ihr, bei ihr in seinem Haus!
Authorship:
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Carl Banck (1809 - 1889), "Der gute Vagabund", op. 31 no. 3 [ voice, chorus ad libitum, and piano ], from Bauer, Bürger, Bettelmann, no. 3, Leipzig, Kistner [sung text checked 1 time]
Research team for this page: Bertram Kottmann , Johann Winkler
This text was added to the website: 2020-04-07
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