by Bernhard Ferdinand Julius Endrulat (1828 - 1886)
Roman
Language: German (Deutsch)
Der Wildbach bricht sich schämend Bahn Durch dunkle Waldesreiche. Am Ufersrand -- wer hat's gethan? -- Liegt eine blasse Leiche; Das weiße Kleid, das lose Haar Wohl hängt's tief in die Fluth hinein, Wohl fließt die Welle silberklar, Von Schuld und Schmerz wäscht sie nicht rein! Die Bäume warnten von Anbeginn, Nun rauschen sie klagend d'rüber hin! An rauhem Ort, im finstern Tann Tief in Gestrüpp und Klippen, Da harrt ein bleicher, grimmer Mann, Schneeweiß die bebende Lippen. Er stützt sich stumm auf sein Gewehr; Der Hirsch scheu durch die Föhren bricht, Das kluge Reh zieht nah' einher, Er harrt und hebt die Waffe nicht. Die Bäume wissen es wohl, warum! Sie warten und lauschen ängstlich stumm. Im dürren Laub, horch! Rosseshuf -- Der Graf mit stolzem Trosse! Da gellt ein wüster Freudenruf -- Ein Knall -- er stürzt vom Rosse. Ein Mann sprengt aus dem Hinterhalt Starrt ihm in's brechende Aug' hinein, Dann ruft er, daß es lustig schallt: "Blut wäscht von Schuld und Schmerzen rein!" Die Bäume schüttelten sich vor Graus Und flüstern die Mähr' jahrein, jahraus.
Confirmed with Blätter aus Krain. Beilage zur Laibacher Zeitung, sechster Jahrgang, no. 44, ed. by J. v. Kleinmayr, Laibach: Ign. v. Kleinmayr & F. Bamberg, 1862. Appears in issue no. 44 dated 31 October 1862, page 177.
Authorship:
- by Bernhard Ferdinand Julius Endrulat (1828 - 1886), "Roman" [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Max Zenger (1837 - 1911), "Roman", op. 24 (Sechs Chorgesänge für 2 S., A., T. und B.) no. 6, published 1877 [ SSATB chorus a cappella ], Leipzig, Kistner [sung text not yet checked]
Researcher for this page: Melanie Trumbull
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