Wo tief im Tannengrunde So friedlich äst das Wild, Steht an geweihter Stelle Die kleine Waldkapelle Mit ihrem Gnadenbild. Der Epheu und die Rose Umrankt das Bild von Stein; Die Vöglein in den Zweigen, Sie laden durch ihr Schweigen Hier still zum Beten ein. Habt Rast, ihr Hirsch' und Rehe, Hab Rast, mein Roß, auch du! Kein Jagdruf soll euch schrecken, Kein Horn den Wald erwecken Aus tiefer Mittagsruh.
Zwei Männerchöre , opus 59
by Ignaz Brüll (1846 - 1907)
1. Die Waldkapelle  [sung text not yet checked]
Authorship:
- by Georg Scherer (1824 - 1909), "Die Waldkapelle", appears in Gedichte von Georg Scherer, in 1. Erstes Buch
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , "The forest-chapel", copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Gedichte von Georg Scherer, vierte, vermehrte Auflage, Stuttgart, Leipzig, Berlin, Wien: Deutsche Verlags-Anstalt, 1894, page 17
Research team for this page: Sharon Krebs [Guest Editor] , Brigitta Grünbauer
2. Der grosse Krebs im Mohriner See  [sung text not yet checked]
Die Stadt Mohrin hat immer Acht, Kuckt in den See bei Tag und Nacht; Kein gutes Christenkind erleb's, Dass los sich reiß' der große Krebs! Er ist im See mit Ketten geschlossen unten an, Weil er dem ganzen Lande Verderben bringen kann! Man sagt, er sei viel Meilen groß Und [wendt]1 sich oft; und kommt er los, So währts nicht lang, er kommt ans Land; Ihm leistet keiner Widerstand; Und weil das Rückwärtsgehen bei Krebsen alter Brauch, So muß dann alles mit ihm zurückegehen auch. Das wird ein Rückwärtsgehen sein! Steckt einer was ins Maul hinein, So kehrt der Bissen vor dem Kopf, Zurück zum Teller und zum Topf! Das Brot wird wieder zu Mehle, das Mehl wird wieder Korn -- Und Alles hat beim Gehen den Rücken dann nach vorn. Der Balken löst sich aus dem Haus, Und rauscht als Baum zum Wald hinaus; Der Baum kriecht wieder in den Keim, Der Ziegelstein wird wieder Leim. Der Osche wird zum Kalbe, das Kalb geht nach der Kuh, Die Kuh wird auch zum Kalbe, so geht es [immerzu]2! Zur Blume kehrt zurück das Wachs, Das Hemd am Leibe wird zu Flachs, Das Flachs wird wieder blauer Lein, Und kriecht dann in den Acker ein. Man sagt, beim Bürgermeister zuerst die Noth beginnt, Der wird von allen Leuten zuerst ein Päppelkind! Dann [muß der edle]3 Rath daran, Der wohlgewitzte Schreiber dann; Die erbgesess'ne Bürgerschaft Verliert gemach die Bürgerkraft. Der Rektor in der Schule wird wie ein Schülerlein, Kurz, eines nach dem andern wird Kind und dumm und klein. Und alles kehrt im Erdenschoß Zurück zu Adams Erdenkloß. Am längsten hält, was Flügel hat; Doch wird zuletzt auch dieses matt, Die Henne wird zum Küchlein, das Küchlein kriecht ins Ei, Das schlägt der grosse Krebs dann mit seinem Schwanz entzwei. Zum Glücke kommt's [wohl]4 nicht so weit! [Noch blüht]5 die Welt in Fröhlichkeit; Die Obrigkeit hat wacker Acht, Daß sich der Krebs nicht locker macht; Auch für dies arme Liedchen wär das ein schlechtes Glück; Es lief vom Mund der Leute ins Dintenfaß zurück.
Authorship:
- by August Kopisch (1799 - 1853), "Der große Krebs im Mohriner See", subtitle: "(Volkssage)"
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View original text (without footnotes)Confirmed with Wolff's Poetischer Hausschatz des deutschen Volkes. Ein Buch für Schule und Haus, erneuert von Carl Oltrogge, Achtundzwanzigste neu bearbeitete und verbesserte Auflage, Leipzig: Verlag von Otto Wigand, 1884, page 710. Note: we have corrected a typo in stanza 1, line 4, word 1 (formerly "Das").
1 Draeseke: "wendet"2 Draeseke: "immer zu"
3 Draeseke: "kommt der weise"
4 Draeseke: "wol"
5 Draeseke: "Es lebt"
Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]