Und sie schweigen, weil die Scheidewände weggenommen sind aus ihrem Sinn, und die Stunden, da man sie verstände, heben an und gehen hin. Nächtens oft, wenn sie ans Fenster treten: plötzlich ist es alles gut. Ihre Hände liegen im Konkreten, und das Herz ist hoch und könnte beten, und die Augen schauen ausgeruht auf den unverhofften, oftentstellten Garten im beruhigten Geviert, der im Widerschein der fremden Welten weiterwächst und niemals sich verliert.
Due liriche da Rilke
Song Cycle by Alberto Colla (b. 1968)
1. Die Irren  [sung text not yet checked]
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Die Irren", appears in Der neuen Gedichte anderer Teil
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Der neuen Gedichte anderer Teil, Leipzig: Insel-Verlag, p.41
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2. Irre im Garten  [sung text not yet checked]
Noch schließt die aufgegebene Kartause sich um den Hof, als würde etwas heil. Auch die sie jetzt bewohnen, haben Pause und nehmen nicht am Leben draußen teil. Was irgend kommen konnte, das verlief. Nun gehn sie gerne mit bekannten Wegen, und trennen sich und kommen sich entgegen, als ob sie kreisten, willig, primitiv. Zwar manche pflegen dort die Frühlingsbeete, demütig, dürftig, hingekniet; aber sie haben, wenn es keiner sieht, eine verheimlichte, verdrehte Gebärde für das zarte frühe Gras, ein prüfendes, verschüchtertes Liebkosen: denn das ist freundlich, und das Rot der Rosen wird vielleicht drohend sein und Übermaß und wird vielleicht schon wieder übersteigen, was ihre Seele wiederkennt und weiß. Dies aber lässt sich noch verschweigen: wie gut das Gras ist und wie leis.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Irre im Garten", subtitle: "Dijon", written 1907
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, rainer-maria-rilke.de/090033irreimgarten.html
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