by (Karl) Wolfgang Müller von Königswinter (1816 - 1873)
Ich grüße dich blaues, unendliches Meer!
Language: German (Deutsch)
Ich grüße dich blaues, unendliches Meer! Wie dehnst du so weit und gewaltig die Brust, Die Lande der Erde umgürtest du hehr, Du spielst mit den Wolken des Himmels in Lust. Blau oben die Lüfte, blau unten die Fluth, Der Himmel so nah und die Erde so weit, Und Ruh', wo der Blick auf den Wassern ruht, So flieh' ich das Leben, vergesse die Zeit. Hier herrschet kein Fürst, hier waltet kein Recht, Als was in dem Herzen von Ewigkeit glüht, Und gleich ist der König und gleich ist der Knecht, Gleich machen die Fluthen ein jeglich Gemüth. Die herrliche Freiheit, sie waltet noch hier, Wenn längst sie den Städten und Ländern entfloh'n. Du Freiheit, der Fluten urewige Zier, Ich bin dein treuer, ausdauernder Sohn. Mich trug auf dem Meere die Mutter im Leib, Es kreuzte der Vater im Ocean drauß', Und ferne gebar mich das muthige Weib Im Windegetose, im Wellengebraus. Drum lieb ich die wogende Heimath so sehr, Ob brausend sie brüllt, ob friedlich sie ruht; Mir macht das Getobe die Träume nicht schwer, Nicht trübet es hoch auf dem Mast mir den Muth. Schon fünfzig Jahre durchflog ich das Meer, Bald lag es in Ruhe, bald schäumt' es im Wind; Und lassen möcht' ich es nimmermehr, Ich bleibe des Oceans stürmendes Kind. Ich hasse die Städte, ich fliehe den Strand, Ich schweif' auf dem Schiffe hinauf und hinab, Ich nenn' euch, ihr Fluthen, mein Vaterland, Ich will euch auch nennen mein endloses Grab. Ich grüße dich blaues, unendliches Meer! Wie dehnst du so weit und gewaltig die Brust, Die Lande der Erde umgürtest du hehr, Du spielst mit den Wolken des Himmels in Lust. Blau oben die Lüfte, blau unten die Flut, Der Himmel so nah und die Erde so weit, Und Ruh', wo der Blick auf den Wassern ruht, So flieh' ich das Leben, vergesse die Zeit.
H. Marschner sets stanzas 1-2, 4
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Confirmed with Junge Lieder von Wolfgang Müller, Düsseldorf, Verlag von J. H. C. Schreiner, 1841, pages 108-110.
Note: modern spelling would change "Fluth" to "Flut", "Gemüth" to "Gemüt", "Ocean" to "Ozean", "Muth" to "Mut", etc.
Text Authorship:
- by (Karl) Wolfgang Müller von Königswinter (1816 - 1873), "Seemann", appears in Junge Lieder [1841] [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Franz Paul Lachner (1803 - 1890), "Seemann", op. 84 (Sieben Lieder für eine Bass- oder Altstimme mit begleitung des Piano-Forte) no. 3, published 1847 [ bass or alto and piano ], Mainz, Schott [sung text checked 1 time]
- by Heinrich August Marschner (1795 - 1861), "Der Seemann", op. 123a no. 3, published 1843, stanzas 1-2,4 [ low voice and piano ], from Drei Gedichte von Wolfgang Müller für tiefe Stimme, no. 3, Berlin, Schlesinger; note: this opus was used later the same year by another publisher so we have added the letter 'a' to distinguish it [sung text checked 1 time]
Researcher for this page: Johann Winkler
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