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by Friedrich von Matthisson (1761 - 1831)

Alpenreise
Language: German (Deutsch) 
Our translations:  ENG
Süß athmen die Blüten am stürzenden Bach;
Hoch lächelt vom Hügel manch friedliches Dach,
Umkreist von grünen Gehegen,
Dem Wandrer entgegen.
 
Die Lüfte [wehn]1 reiner, die Unterwelt flieht,
Die Pfade sind schattig, der Cytisus blüht;
Wie mild [ergießt]2 sich die Frische
Der Balsamgebüsche!
 
Wie schimmert das Grün der arkadischen Flur!
Wie glänzen die Thäler von Gold und Azur!
Wie [blinkt]3 im wolligen Kleide
Die silberne Weide!
 
Wie funkelt der Bäche mäandrische Flut!
Wie dämmern die Hügel, von Herden umruht!
Wie glühn in blendender Reihe
Die Berg' in der Bläue!
 
Dem Tempel des Friedens, von Heerden bewallt,
Entwinden die steinigen Pfade sich bald,
Der Schlund am Felsen wird enger,
Die Düsterniß bänger.
 
Nun sterben die Laute beseelter Natur,
Dumpftosend umschäumen Gewässer mich nur,
Die hoch an schwarzen Gehölzen
Dem Gletscher entschmelzen.
 
Wo Felsen den wüthenden Stromfall umdräun,
Da wandl' ich im Schauer der Wildniß allein
Und seh' mit traurigem Sinnen
Die Fluten verrinnen.
 
Hier wandelte nimmer der Odem des Mais,
Hier wiegt sich kein Vogel auf duftendem Reis;
Nur Moos und Flechten entgrünen
Den wilden Ruinen.
 
Wie Hesper vom Purpur des Abends umwallt,
O Freundin, so lächelt mir deine Gestalt
Und hellt mit mondlicher Milde
Des Todes Gefilde.
 
O Freundin, ich denke mit Lust und mit Weh
Des Hügels, wo wir unter Eichen, am See,
Im Geist all unsern Vertrauten
Ein Hüttchen erbauten.
 
Noch tönet wie leiser Harmonikaklang
Mir tief in die Seele dein süßer Gesang;
Du rührst im Grazienschleier
Die lesbische Leier.
 
Hell schwebt noch in abendlich duftigem Flor
Das Eiland der friedlichen Saone mir vor,
Wo jüngst wir unter Syringen
Im Dämmerlicht gingen.
 
Noch wähn' ich, die Thäler im Blütengewand,
Noch wähn' ich, die Wälder am Nachtigallstrand
Des Sees und Agathon's Hallen
Mit dir zu durchwallen.
 
Das Zaubergemälde der Täuschung zerrinnt
Wie Nebelgestalten im sausenden Wind;
Kalt sprühn um Wangen und Locken
Mir stöbernde Flocken.
 
Jetzt neigt sich allmählich von eisigem Plan
An brauner Granitwand hinunter die Bahn.
Wie dräun, halb dunstig umflossen,
Die Felsenkolossen!
 
Oft reißen hoch aus der Umwölkungen Schos
Mit Donnergetöse die Blöcke sich los,
Daß rings in langen Gewittern
Die Gipfel erzittern.
 
Tief schlummert hier unter dem Trümmergestein
Am einsamen Kreuz der Erschlagnen Gebein;
Der Wandrer meidet mit Schauer
Die Stätte der Trauer.
 
Ruht sanft, o ihr Todten, im Wolkenrevier!
Der Odem des Ewigen wandelt auch hier.
Empfangt statt Lorbeer und Rose
Dies Opfer von Moose!
 
Dort senkt sich, so schaurig und still wie die Gruft
Ein Pfad über Schiefer aus nächtlicher Kluft,
Wo Todesahnungen walten
Um gräßliche Spalten.
 
Ihn wandelt der Jäger der Gemsen im Graun
Der feuchtenden Wolke mit kühnem Vertraun
Und späht, im treuen Geleite
Der Hunde, nach Beute.
 
Oft dringt er im Lauf der herculischen Jagd
Durch kaltes Geträufel und Schlünde voll Nacht
Hinunter zu der Krystalle
Cimmerischer Halle.
 
Ich folge dem Starken. Im Kampf mit Gefahr
Erhebt sich, wie machtvoll zur Sonne der Aar,
Der Geist aus kerkernden Schranken
Zu Göttergedanken.
 
Bald endet am schwankenden Stege die Kluft.
Wie lieblich sich unten in magischem Duft
Die Pyramidengestalten
Der Tannen entfalten!
 
So lächelt nach Wogengetümmel und Sturm
Dem nächtlichen Schiffer der leuchtende Thurm
Durch Nebel, welche die Auen
Der Heimat umgrauen.
 
In Herrlichkeit ragen am Westhorizont
Die Riesen der Alpen, schon röther besonnt.
Wie sanft sich östlich mit Bäumen
Die Triften besäumen!
 
Die Schneewelt umschleiert ein weißliches Grau;
Fern glänzen die Blumengefilde, vom Blau
Der Soldanelle verkündet.
Die Wüste verschwindet.
 
Schon senkt sich der Abend. Im röthlichen Schein
Winkt unter dem Felsen am Lerchenbaumhain
Die Eremitenkapelle
Mit moosiger Zelle.

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•   J. Lang 

J. Lang sets stanzas 1-3

View original text (without footnotes)

Confirmed with Gedichte von Friedrich von Matthisson, mit Einleitung und Anmerkungen herausgegeben von Ernst Kelchner, Leipzig: F.A. Brockhaus, 1874, pages 80-83

1 Lang: "wehen"
2 Lang: "ergeust"
3 Lang: "klingt"

Text Authorship:

  • by Friedrich von Matthisson (1761 - 1831), "Alpenreise", subtitle: "An Friederike Brun" [author's text checked 1 time against a primary source]

Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):

  • by Josephine Lang (1815 - 1880), "Alpenreise", stanzas 1-3 [ voice and piano ], unpublished, undated [sung text checked 1 time]

Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):

  • ENG English (Sharon Krebs) , "Alpine journey", copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission


Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]

This text was added to the website: 2016-09-11
Line count: 108
Word count: 581

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