I Wo sich drei Gassen kreuzen, krumm und enge, Drei Züge wallen plötzlich sich entgegen Und schlingen sich, gehemmt auf ihren Wegen, Zu einem Knäu'l und lärmenden Gedränge. Die Wachtparad' mit gellen Trommelschlägen, Ein Brautzug kommt mit Geigen und Gepränge, Ein Leichenzug klagt seine Grabgesänge; Das alles stockt, es kann kein Glied sich regen. Verstummt sind Geiger, Pfaff' und Trommelschläger; Der dicke Hauptmann flucht, dass niemand weiche, Gelächter schallet aus dem Freudenzug. Doch oben, auf den Schultern schwarzer Träger Starrt in der Mitte kalt und still die Leiche Mit blinden Augen in den Wolkenflug. II Was ist das für ein Schrein und Peitschenknallen? Die Fenster zittern von der Hufe Klang, Zwölf Rosse keuchen an dem straffen Strang, Und Fuhrmannsflüche durch die Gasse schallen. Der auf den freien Bergen ist gefallen, Dem toten Waldeskönig gilt der Drang; Da schleifen sie, wohl dreissig Ellen lang, Die Rieseneiche durch die dumpfen Hallen. Der Zug hält unter meinem Fenster an, Denn es gebricht zum Wenden ihm an Raum; Verwundert drängt sich alles Volk heran. Sie weiden sich an der gebrochnen Kraft; Da liegt entkrönt der tausendjähr'ge Baum, Aus allen Wunden quillt der edle Saft.
Drei gemischte Chöre für Chor a cappella , opus 61
by Ernst Křenek (1900 - 1991)
1. In der Stadt  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by Gottfried Keller (1819 - 1890), "In der Stadt"
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2. Zur Erntezeit  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
I Das ist die üppige Sommerzeit, Wo alles so schweigend blüht und glüht, Des Juli stolzierende Herrlichkeit Langsam das schimmernde Land durchzieht. Ich hör ein heimliches Dröhnen gehn Fern in des Gebirges dämmerndem Blau; Die Schnitter so stumm an der Arbeit stehn, Sie schneiden die Sorge auf brennender Au. Sie sehnen sich nach Gewitternacht, Nach Sturm und Regen und Donnerschlag, Nach einer wogenden Freiheitsschlacht Und einem entscheidenden Völkertag! II Es deckt der weiche Buchenschlag Gleich einem grünen Samtgewand, So weit mein Auge reichen mag, Das hügelübergoßne Land. Und sachte streicht darüber hin Mit linder Hand ein leiser West, Der Himmel hoch mit stillem Glühn Sein blaues Aug drauf ruhen läßt. Mir ist, ich trag ein grünes Kleid Von Sammet, und die weiche Hand Von einer schweigsam holden Maid Streicht es mit ordnendem Verstand. Wie sie so freundlich sich bemüht, Duld ich die leichte Unruh gern, Indes sie mir ins Auge sieht Mit ihres Auges blauem Stern. Uns beiden ist, dem Land und mir, So innerlich, von Grund aus, wohl – Doch schau, was geht im Feldweg hier, Den Blick so scheu, die Wange hohl? Ein Heimatloser sputet sich Waldeinwärts durch den grünen Plan – Das Menschenelend krabbelt mich Wie eine schwarze Wolfsspinn' an!
Text Authorship:
- by Gottfried Keller (1819 - 1890), "Zur Erntezeit", appears in Gesammelte Gedichte, in Buch der Natur
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2. Zur Erntezeit  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
I Das ist die üppige Sommerzeit, Wo alles so schweigend blüht und glüht, Des Juli stolzierende Herrlichkeit Langsam das schimmernde Land durchzieht. Ich hör ein heimliches Dröhnen gehn Fern in des Gebirges dämmerndem Blau; Die Schnitter so stumm an der Arbeit stehn, Sie schneiden die Sorge auf brennender Au. Sie sehnen sich nach Gewitternacht, Nach Sturm und Regen und Donnerschlag, Nach einer wogenden Freiheitsschlacht Und einem entscheidenden Völkertag! II Es deckt der weiche Buchenschlag Gleich einem grünen Samtgewand, So weit mein Auge reichen mag, Das hügelübergoßne Land. Und sachte streicht darüber hin Mit linder Hand ein leiser West, Der Himmel hoch mit stillem Glühn Sein blaues Aug drauf ruhen läßt. Mir ist, ich trag ein grünes Kleid Von Sammet, und die weiche Hand Von einer schweigsam holden Maid Streicht es mit ordnendem Verstand. Wie sie so freundlich sich bemüht, Duld ich die leichte Unruh gern, Indes sie mir ins Auge sieht Mit ihres Auges blauem Stern. Uns beiden ist, dem Land und mir, So innerlich, von Grund aus, wohl – Doch schau, was geht im Feldweg hier, Den Blick so scheu, die Wange hohl? Ein Heimatloser sputet sich Waldeinwärts durch den grünen Plan – Das Menschenelend krabbelt mich Wie eine schwarze Wolfsspinn' an!
Text Authorship:
- by Gottfried Keller (1819 - 1890), "Zur Erntezeit", appears in Gesammelte Gedichte, in Buch der Natur
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3. Schifferliedchen  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Schon hat die Nacht den [Silberschrein]1 Des Himmels [aufgetan]2; Nun spült der See den [Widerschein]3 Zu dir, zu dir hinan! Und in dem Glanze schaukelt sich Ein leichter dunkler Kahn; Der aber trägt und schaukelt mich Zu dir, zu dir hinan! Ich höre schon den Brunnen gehn Dem Pförtlein nebenan, Und dieses hat ein gütig Wehn Von Osten aufgetan. Das Sternlein schießt, vom Baume fällt Das Blust in meinen Kahn; Nach Liebe dürstet alle Welt, Nun, Schifflein, leg' dich an!
Text Authorship:
- by Gottfried Keller (1819 - 1890), "Schifferliedchen", appears in Gesammelte Gedichte, in Buch der Natur, in Drei Ständchen, no. 3
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2024, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Gesammelte Gedichte von Gottfried Keller , Berlin: Verlag von Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung), 1884, page 13.
1 Sinding: "Silberschein"2 Herzogenberg: "aufgemacht"; further changes may exist not noted above.
3 Sinding: "Wiederschein"