4 Lieder von A. Faber, für Sopran oder Tenor mit Pianoforte , opus 207

Du bist mein Lied, du bist mein Traum  --  
Was du mir bist, du ahnst es kaum: 
Mein Morgen- und mein Abendroth, 
Mein Leben bist du und mein Gott!  

Du meine Qual in heißer Brust, 
Bist meine Wonne, meine Lust, 
Und meines Herzens süße Ruh'  --  
Mein Lieb, mein frommes Lieb, bist du!

Es rauscht der Wald, das Wasser braus't, 
Und Wolken auf Wolken sich thürme, 
Wild durch den Hain der Sturmwind saus't, 
Als wollt' er den Himmel erstürmen  --  
Doch droben über der Wolken Nacht, 
Da lächelt die Sonne in ewiger Pracht  --  
Da droben ist Wonne und Friede! 

Wenn Unglück droht, wenn Schmerz und Pein 
Den Himmel des Lebens verdüstern, 
Dann blick' ich dir tief in's Herz hinein, 
Und leise hör' ich es flüstern: 
Auch in des Unglücks düsterer Nacht 
Da fühle der Liebe heilige Macht  --  
Denn Liebe gibt Wonne und Friede! 

Horch!  aus allen Zweigen singt's, 
Und in allen Herzen klingt's, 
Und die Bäume rauschen wieder 
All' der Vöglein süße Lieder: 
Das ist des Frühlings sel'ge Lust, 
Und Liebe athmet jede Brust, 
Wonnige, sonnige Liebe!  

Vögleins Lied ist längst schon aus, 
Und in Herbstes Sturmgebraus 
Fallen all' die Blätter nieder: 
Mir im Herzen klingt es wieder, 
Wie aus vergang'ner, sel'ger Zeit  --  
Wie seid ihr doch so weit, so weit, 
Frühling, und Wonne und Liebe!

Könnt' ich die Blume sein, 
Die dir am Busen blüht, 
Ich hauchte süßen Duft 
Zu dir hinauf; 
Wär' deinem Herzen nah, 
Fänd' Glück und Frieden da, 
Blickte mit sel'ger Lust 
Zu dir hinauf!  

Wenn einst verblühend auch 
Blatt mir um Blatt entfällt, 
Ich streut' es sterbend doch 
Zu Füßen dir; 
Fühlt', wie das Herz die klopft,
Thräne hernieder tropft,  --  
Und deiner Augen Stern' 
Hoch über mir!