Singe, Vöglein, singe! Lass' in Fichten, Föhren Aus der kleinen Brust Deine Stimme hören Zu der Menschen Lust! Springe, Fröschchen, springe! Tummle in dem Weiher Deine junge Brut, Doch vor Storch und Reiher Sei auf deiner Hut! Hüpfe, Schreckchen, hüpfe! Froh von Stell' zu Stelle Hier in Gras und Heu; Fliehe nicht zu schnelle; Denn ich lass' dich frei! Schlüpfe, Echschen, schlüpfe! Birg dich in Gebüschen Rasch vor deinem Feind, Lass' dich nicht erwischen, Weil er's übel meint. Krümm dich, Würmchen, krümme! Glaubst, ich will dich treten, Armer, kleiner Wicht? Ach, sei ohne Nöten, Bin so grausam nicht. Schwimme, Fischchen, schwimme! Meinst, ich will dich fangen? Fällt mir gar nicht ein: Trag ja nur Verlangen, Dich zu sehn im Frei'n.
Sechs kleine Lieder aus Wald und Welt von Joseph Ludwig Haase für eine Singstimme mit leichter Clavierbegleitung
by Emil Keller (1838 - 1900)
1. Naturfreuden  [sung text not yet checked]
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- by Joseph Ludwig Haase (1848 - 1933), "Naturfreuden", appears in Wald und Welt, Innsbruck: Wagner'sche Universitäts-Buchhandlung, first published 1870
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Confirmed with Joseph Ludwig Haase, Wald und Welt, Innsbruck: Wagner'sche Universitäts-Buchhandlung, 1870, pages 33 - 34.
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2. O süßer Traum!  [sung text not yet checked]
Weiche nicht, o süßer Traum! Also sang ich voller Wonnen, Als ein Traum mich hielt umsponnen, Ach, ein wundersüßer Traum! Manchen selgen Augenblick In der Zukunft Minneglück Zeigte mir der süßer Traum. Warum flohst du, süßer Traum? -- Alle Lust, die ich empfunden, Ist mit dir dahingeschwunden! -- Warum flohst du, süßer Traum? Hingestorben ist mein Glück, Todt das Herz und trüb der Blick -- Warum flohst du, süßer Traum? Kehre wieder, süßer Traum! Gieße mir vom Himmel wieder Deiner Wonnen Füllhorn nieder, Kehre wieder, süßer Traum! Gib' mir meine Ruh', mein Glück, Gib' die Hoffnung mir zurück, Kehre wieder, süßer Traum!
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- by Joseph Ludwig Haase (1848 - 1933), "O süßer Traum!", appears in Wald und Welt, Innsbruck: Wagner'sche Universitäts-Buchhandlung, first published 1870
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Researcher for this page: Melanie Trumbull3. Waldesfreuden  [sung text not yet checked]
Auf der Haide, In dem Wald Findet Freude Jung und Alt. -- Quellen rieseln Murmelnd schnell, Auf den Kieseln Blinkend hell, Blätter knistern Unterm Fuß, Bäumchen flüstern Trauten Gruß. Welches Sehnen Nach dem Wald, Wenn's von Tönen Ringsum schallt. Linde Weste Ziehn von dannen Durch die Äste Dunkler Tannen, Schläge hallen Durchs Revier, Bäume fallen Dort und hier, Vögel singen Munter, frisch, Rehe springen Durchs Gebüsch, Grillen hüpfen In dem Staube, Echsen schlüpfen Unterm Laube. -- Beeren nicken Frisch im Grün Zu erquicken Nach den Mühn!
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- by Joseph Ludwig Haase (1848 - 1933), "Waldesfreuden", appears in Wald und Welt, Innsbruck: Wagner'sche Universitäts-Buchhandlung, first published 1870
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Confirmed with Wald und Welt, Innsbruck: Wagner'sche Universitäts-Buchhandlung, 1870, pages 18 - 19.
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4. Hinaus!  [sung text not yet checked]
In den Mauern Hier versauern, Ei, was ist das für ein Leben! Drum hinaus Mit Sturmgebraus, In die Freiheit möcht' ich schweben! Der Gefühle Dumpfe Schwüle Will im Zimmer baß mich plagen; Die Natur Vermag es nur Trübsinnsgrillen zu verjagen. Liederklang Tönt so bang In des Zimmers dumpfer Enge; Frei und frisch Durchs Gebüsch Tönen Lieder und Gesänge! Nicht in Zimmern Will ich wimmern Vor dem Druck der kahlen Wände; Frohe Lust In freier Brust Will ich streifen durchs Gelände!
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- by Joseph Ludwig Haase (1848 - 1933), "Hinaus!", appears in Wald und Welt, Innsbruck: Wagner'sche Universitäts-Buchhandlung, first published 1870
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Confirmed with Wald und Welt, Innsbruck: Wagner'sche Universitäts-Buchhandlung, 1870, pages 20 - 21.
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5. Erwachen des Morgens  [sung text not yet checked]
Feierstille, Andachtwehen Waltet rings in der Natur, Denn des Himmels Engel gehen Leise durch die Morgenflur. Engel schützen vor Gefährden Über Nacht den Erdenraum, Wecken, wenn es Tag will werden, Wald und Felder aus den Traum. Wenn der Sonne erster Schein, Kaum die müden Erde traf, Wischen Waldesblümelein Aus den Augen sich den Schlaf, Strecken schläfrig noch die Glieder, Seufzend ein gedehntes Ach! Bücken sich zum Bächlein nieder: "Freundchen, bist du auch schon wach?" Und die Tannen und die Rüstern Wachen auf aus ihrer Ruh, Schütteln froh ihr Haupt und flüstern Sich des Schlummers Träume zu. Auch die Vöglein in den Zweigen Springen lustig aus dem Bett, Brechen bald das nächt'ge Schweigen Durch ein schönes Quodlibet. Wie das alles voll Behagen Durch die Blätter purrt und schwirrt, Meisen piepen, Finken schlagen, Amsel flötet, Tauben girrt -- So in mannigfachen Weisen Singt der Wald und girrt und lacht, Um den lieben Gott zu preisen Der die Welt so schön gemacht!
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- by Joseph Ludwig Haase (1848 - 1933), "Erwachen des Morgens ", appears in Wald und Welt, Innsbruck: Wagner'sche Universitäts-Buchhandlung, first published 1870
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Confirmed with Wald und Welt, Innsbruck: Wagner'sche Universitäts-Buchhandlung, 1870, pages 54 - 55.
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6. Waldconcert  [sung text not yet checked]
Den heut'gen Abend ist Concert Beim Wirt "zum grünen Wald", Wie man's nicht alle Tage hört; Drum kommt nur Jung und Alt. Die Feier findet in der Halle Und unentgeltlich statt, Die Künstler sind Virtuosen alle, Ein jeder singt vom Blatt. Den Anfang macht ein Solostück, Von Monsieur Fink gesungen; Er hat damit besonders Glück, Viel Beifall schon errungen. Die zweite Nummer, ein Duett Vom Schwesternpaare Meisen, Ist auch besonders zart und nett Und nicht genug zu preisen. In Nummer drei, dem Streichquartette Von den Gebrüdern Specht, Bemüht sich jeder um die Wette Und wird der Kunst gerecht. Als Nummer vier kommt dann ein Lied Von einer jungen Dame, Die schüchtern stets zurück sich zieht, Grasmücke ist ihr Name. Das fünfte Stücklein hat charmant Frau Drossel übernommen; Die Künstlerin ist allbekannt Sehr viel herumgekommen. Jetzt folgt noch ein gemischter Chor, Wo alle Künstler singen; Ich heb' es nicht umsonst hervor, Das muß Applaus erringen. Die schönste aber aller Weisen Singt Fräulein Nachtigall; Die brauch' ich weiter nicht zu preisen, Man kennt sie überall. Drum, Leute, nur hereinspazirt! Zu hören gibt's, zu schaun, In Zwischenpausen produzirt Sich Eichkätzchen, der Clown. Auch Feuerwerk wird abgebrannt Am Schluß des schönen Festes; Herr Glühwurm nahm dies in die Hand Und bietet auch sein Bestes. Herr Zephyr wird zum Abschied dann Die Äolsharfe spielen; Und ich will hoffen, jedermann Wird sich befriedigt fühlen!
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- by Joseph Ludwig Haase (1848 - 1933), "Waldconcert", appears in Wald und Welt, Innsbruck: Wagner'sche Universitäts-Buchhandlung, first published 1870
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Confirmed with Wald und Welt, Innsbruck: Wagner'sche Universitäts-Buchhandlung, 1870, pages 94 - 96.
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