"O laß, Geliebter, dich erflehen, Geh, nicht zur pesterkrankten Stadt, Ich hab' ein Traumbild Nachts gesehen, Das mich zum Tod erschrecket hat." "Mein Lieb, der Feldherr darf nicht wanken, Er teilt des Heers Gefahr und Not, Mich schützt mein Stern vor dem Erkranken, Gebieten will ich diesem Tod." So ritt er durch Kairo's Gassen, Ein Trost zu sein dem siechen Heer; Wo er die Seinen sieht erblassen, Geht er von Bett zu Bett umher. Er reicht die Hand den Kriegskam'raden, Die schon die Seuche graß entstellt, Und geht dafür, mit Heil beladen, Wie im Triumph daher, der Held. Und unversehret kehrt er wieder, Vor die Geliebte tritt er hin: Nun sieh, ob kranken meine Glieder, Nun sieh, ob ich verpestet bin? Um seinen Hals fällt mit Verlangen Die schöne blühende Gestalt; Doch bald erscheint auf ihren Wangen, Der starre Tod, verstört und kalt. Er aber sammelt die Soldaten, Die Segel wehn im Winter schon, Er steigt, nach wunderbaren Taten, Mit dreistem Fuß auf Frankreichs Thron.
3 Historische Balladen
by Carl Loewe (1796 - 1869)
1. Der Feldherr
Subtitle: Bonaparte im Pestpital zu Kairo
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by Otto Friedrich Gruppe (1804 - 1876)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]2. Die Glocken zu Speyer
Language: German (Deutsch)
Zu Lüttich, im letzten Häuselein, da liegt ein Greis in Todespein; sein Kleid ist schlecht, sein Lager ist hart, viel Tränen rinnen in seinen Bart. Es hilft ihm Keiner in seiner Not, es hilft ihm nur der bittre Tod! Und als der Tod ans Herze kam, da tönt's in Speyer wundersam. Die Kaiserglocke, die lange verstummt, von selber dumpf und langsam summt; und alle Glocken groß und klein mit vollem Klange fallen ein. Da heißt's in Speyer und weit und breit: Der Kaiser ist gestorben heut'! Der Kaiser starb, der Kaiser starb! Weiß Keiner, wo der Kaiser starb? Zu Speyer, der alten Kaiserstadt, da liegt auf goldner Lagerstatt mit mattem Aug' und welker Hand der Kaiser Heinrich, der fünfte genannt. Die Diener sie laufen wohl hin und her, der Kaiser röchelt tief und schwer. Und als der Tod ans Herze kam, da tönt's auf einmal wundersam. Die kleine Glocke, die lange verstummt, die Armesünderglocke summt, und keine Glocke stimmet ein, sie klinget fort und fort allein. Da heißt's in Speyer und weit und breit: Wer wird denn wohl gerichtet heut'? Wer mag der arme Sünder sein? Sag' an, wo mag die Richtstätt' sein?
Text Authorship:
- by Maximilian, Freiherr von Oër (1806 - 1846)
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Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Johann Winkler3. Landgraf Ludwig
Language: German (Deutsch)
Der Löw' ist los! Der Löw' ist frei! Den Käfig brach er grimm entzwei. Er springt daher, die Straß' entlang, Graun und Entsetzen ist sein Gang. Die Männer fliehn, die Frauen schrein, Man drängt sich in die Kirch' hinein: Da schreitet aus dem Kirchentor Der heil'ge Ludewig hervor. Der Löwe blickte wütiglich; Der Landgraf sprach: "Hier lege dich! Bei meinem Zorn gebiet' ich's dir!" Gehorsam legte sich das Tier.
Text Authorship:
- by Otto Friedrich Gruppe (1804 - 1876)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]Total word count: 429