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Difference(s) between text #2286 and text #120295

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11Ich saß an einer TempelhalleIch sass vor eines Tempels Halle
22Am Musenhain, umrauscht vom nahen Wasserfalle,Am Musenhayn,
3Umrauscht vom nahen Wasserfalle,
34Im sanften Abendschein.Im sanften Abendschein.
45Kein Lüftchen wehte; und die Sonn' im ScheidenKein Lüftchen wehte; - und die Sonn' im Scheiden
56Vergüldete die matten Trauerweiden.Vergüldete die matten Trauerweiden.
67
78Still sinnend saß ich lange, lange da,Still sinnend sass ich lange da,
89Das Haupt gestützt auf meine Rechte.Das Haupt gestüzt auf meine Rechte.
910Ich dachte Zukunft und Vergangenheit, und sahIch dachte Zukunft und Vergangenheit; und sah
1011Auf einem Berg, dem Thron der Götter nah,Auf einem Berg, dem Thron der Götter nah,
1112Den Aufenthalt vom heiligen Geschlechte,Den Aufenthalt vom heiligen Geschlechte
1213Der Sänger alt' und neuer Zeit,Der Sänger alt' und neuer Zeit,
1314An deren Liede sich die Nachwelt noch erfreut.An deren Liede sich die Nachwelt noch erfreut.
1415Tot, unbemerkt, und längst vergessen schliefenTodt, unbemerkt, und längst vergessen schliefen
1516Fern in des Tales dunkeln TiefenFern in des Thales dunkeln Tiefen
1617Die Götzen ihrer Zeit,Die Götzen ihrer Zeit, -
1718Im Riesenschatten der Vergänglichkeit.Im Riesenschatten der Vergänglichkeit.
1819
1920Und langsam schwebend kam aus jenem dunkeln Tale,Und langsam schwebend kam aus jenem dunkeln Thale,
2021Entstiegen einem morschen Heldenmahle,Entstiegen einem morschen Heldenmahle,
2122Jetzt eine düstere Gestalt daher,Jezt eine düstere Gestalt daher,
2223Und bot (in dem sie ungefähr vorüberzog)Und bot (indem sie wie von ohngefähr
2324In einer mohnbekränzten SchaleVorüberzog) in einer mohnbekränzten Schale
2425Aus Lethes Quelle mir Vergessenheit!Aus Lethe's Quelle mir - Vergessenheit!
2526
2627Betroffen, wollt ich die Erscheinung fragen:Betroffen, wollt' ich die Erscheinung fragen:
2728Was dieser Trank mir nützen soll?Was dieser Trank mir nützen soll? ..
2829Doch schon war sie entflohn: ich sah's mit stillem Groll,Doch schon war sie entflohn: ich sah's mit stillem Groll;
2930Denn meinen Wünschen konnt' ich nicht entsagen.Denn meinen Wünschen - konnt' ich nicht entsagen.
3031
3132Da kam in frohem Tanz, mit zephyrleichtem Schritt,Da kam in frohem Tanz, mit zefyrleichtem Schritt,
3233Ein kleiner Genius gesprungenEin kleiner Genius gesprungen,
3334Und winkt und rief mir zu: Komm mit,Und winkt' und rief mir zu: "Komm mit!
3435Entreisse dich den bangen DämmerungenEntreisse dich den bangen Dämmerungen, -
3536Sie trüben selbst der Wahrheit Sonnenschein!Sie trüben selbst der Wahrheit Sonnenschein!
3637Komm mit! Ich führe dich in jenen Lorbeerhain,Komm mit! Ich führe dich in jenen Lorberhayn,
3738Wohin kein Ungeweihter je gedrungen.Wohin kein Ungeweihter je gedrungen.
3839Ein unverwelklich schöner DichterkranzEin unverwelklich schöner Dichterkranz
3940Blüht dort für Dich im heitern FrühlingsglanzBlüht dort für Dich im heitern Frühlingsglanz,
4041Mit einem Myrtenzweig umschlungen.Mit einem Myrthenzweig umschlungen."
41Er sprach's, und ging mir schnell voran.
42Ich folgte, voll Vertrauen, dem holden Jungen,
43Beglückt in meinem süßen Wahn.
4442
4543Es herrschte jetzt die feierlichste Stille Er sprach's, und ging nun schnell voran.
4644Im ganzen Hain. Das langersehnte Ziel, Ich folgte, voll Vertraun, dem holden Jungen,
4745Hellschimmernd sah ich's schon in ferner Schattenhülle Beglückt in meinem süssen Wahn.
46
47Es herrschte jezt die feyerlichste Stille
48Im ganzen Hayn. Das lang-ersehnte Ziel,
49Hellschimmernd sah ich's schon in ferner Schattenhülle,
4850Und stand, verloren ganz im Lustgefühl.Und stand, verloren ganz im Lustgefühl.
4951"Nimm" (sprach er jetzt) "es ist Apollons Wille."Nimm" (sprach er izt) "es ist Apollons Wille;
5052Nimm hin dies goldne Saitenspiel!Nimm hin diess goldne Saitenspiel!
5153Es hat die Kraft in schwermutsvollen StundenEs hat die Kraft, in schwermuthsvollen Stunden
5254Durch seinen Zauberton zu heilen all' die Wunden,Durch seinen Zauberton zu heilen all' die Wunden,
5355Die Mißgesschick und fremder Wahn dir schlug."Die Missgeschick und fremder Wahn dir schlug.
5456Mit zärtlich rührenden Akkorden,Mit zärtlich rührenden Akkorden
5557Tönt es vom Süd bis zum Norden,Tönt es vom Süden bis zum Norden,
5658Und übereilt der Zeiten schnellen FlugUnd übereilt der Zeiten schnellen Flug.
5759Sei stolz, sei stolz auf dein Besitz! Und denke:Sey stolz auf den Besitz! und denke:
5860"Von Allem, was die Götter sterblichen verleihen,"Von Allem, was die Götter Sterblichen verleihn,
5961Ist dies das höchste der Geschenke!"Ist diess das höchste der Geschenke!
6062Und Du wirst es nicht entweihen.Und Du - Du wirst es nicht entweihn." -
6163
64Ich athmete von nun an freyer;
65Apolls Geschenk, die goldne Leyer,
66War mein Gefährte Tag und Nacht.
6267Noch nicht vertraut mit ihrer ganzen Macht,Noch nicht vertraut mit ihrer ganzen Macht,
6368Sang ich zuerst nur kleine Lieder;Sang ich zuerst nur kleine Lieder;
6469Und Echo hallte laut und fröhlich wieder.Und Echo hallte laut und fröhlich wieder,
70Was jedes junge Herz sich wünscht und sich verspricht.
71
72Doch diess gefiel den Mädchen nicht,
73Nur - schweigen, dachten sie, sey Pflicht!
74Und hüllten tiefer sich in ihren dichten Schleyer.
75Vielleicht, vielleicht in eigner Brust
76Sich irgend einer Schuld bewusst,
77Verkannten sie den Ton der Leyer!
78Sie wähnten thöricht, ihren Bund
79Und ihre Tändeleyn verrathen, -
80Verrathen durch der Schwester Mund.
81
82Ich wusste wenig, was sie thaten;
83Und ihre Furcht war ohne Grund.
84Was ich gedacht, was ich empfunden,
85Und wünschenswerth im Leben fand;
86Was in der Weihe heil'gen Stunden
87Ich, arglos wie ich war, gestand:
88Es war der Hang nach dem gelobten Land,
89Wo reingestimmte, freygeschaffne Seelen
90Sich finden, schnell verstehn und wählen, -
91Unsichtbar an der Zauberhand
92Der höhern Sympathie geleitet.
93
94Diess Hochgefühl, das kein Geschick verleidet,
95Nach welchem jede bessre Seele strebt;
96Das von dem Thier den Menschen scheidet
97Und himmelan zu Göttern hebt;
98Der edelste, der reinste aller Triebe,
99Die unschuldvolle, wahre Liebe:
100Schien mir (mit höhern Wesen schon verwandt)
101Des Liedes würdigster und schönster Gegenstand.
102Klagt' ich? - so galt's dem oft gekränkten Rechte
103Vom ganzen weiblichen Geschlechte, -
104Nicht selten auch der Männer Unbestand'.
105
106Drum schied ich bald aus ihrem bunten Kreise,
107Und zog mich - in mich selbst zurück.
108Mir bot die Einsamkeit ein stilles Glück
109Und eine bessre, höhre Lebensweise. -
110Da sang ich nun mit unbefangnem Sinn,
111Bald froh, bald traurend, meinen Frühling hin.
112
113Oft pflanzt' ich Rosen um die Trauerweide,
114Oft um der Freundschaft theures Heiligthum
115Vergissmeinnicht und Immergrün herum.
116Und so ward izt ein Plätzchen dürrer Heide
117Für mich ein irdisches Elysium.
118
119Bedrohte gleich die Ebb' und Fluth des Lebens
120Mich oft in meiner Ruhe Port:
121Mich zog der Strom der Welt vergebens
122In seinem Wirbelkreise fort.
123Sanft schwebte hin mein leichter Nachen;
124Der Sturm der Leidenschaften schlief;
125Und meine hochentzückte Seele rief:
126"Ist dieses Glück ein Traum, so will ich nie erwachen!"
127
128-----
129
130Ach! kurz war meine Seligkeit! ..
131Denn nur zu bald begann des Lebens innrer Streit.
132Gewitter kamen nun herangezogen,
133Und kraftlos blieb der Lyra Zaubermacht.
134Schon tobten rings um mich die aufgeregten Wogen;
135Die Donner rollten, - Blitze flogen
136Hin durch der Wolken finstre Nacht.
137Weh meiner Gartenflur! die mir so hold gelacht,
138Die ich so liebend mir mit Sorgfalt auferzogen!
139
140Doch selbst in diesem Kampf der Elemente lag
141Für mich ein neuer Schöpfungstag.
142Der grause Sturm, die wild-empörten Wellen,
143Statt meinen frey-hinwankend leichten Kahn
144An schroffen Felsen zu zerschellen,
145Erhoben ihn nur immer mehr hinan
146Zu jener hohen Sänger Sternenbahn.
147
148Bald war das schwarze Sturmgewölk verflogen,
149Und freundlich zeigte sich der milde Friedensbogen
150Am neu-erhellten Horizont.
151Zwey Blumen, die der Götter Zorn verschont,
152Erhoben izt ihr mattes Haupt, - und sogen
153Erquickt den Thau des Himmels ein.
154Sie glänzten sanft, in traulichem Verein,
155Verschönert durch der Farben Widerschein, -
156Als sagten sie: "Nun sind die Götter dir gewogen!"
157
158Der Freundschaft liebliches Vergissmeinnicht,
159Das so bedeutungsvoll zum Herzen spricht,
160Bescheiden barg es sich im kühlen dunkeln Moose.
161Die tausendblättrige, vom Dorn beschützte Rose,
162Das Sinnbild reiner Zärtlichkeit,
163Sie blühte fort in stiller Sicherheit, -
164Entrückt dem lauen Westgekose,
165Sich selber unbewusst, (ein Kind der Flur!)
166Noch unbekannt mit ihrem seltnen Loose,
167Und kaum bemerkt, im Schoosse der Natur.
168So reifte sie, der Tugend einst zum Lohne,
169Als Preis für Treu und Redlichkeit,
170Als Kleinod für die Siegerkrone,
171Dem Würdigsten der Sterblichen geweiht.
172
173-----
174
175An einem schwülen Sommertage,
176Ertönte lauter meine Klage:
177
178"In Deinem Tempel fleh' ich hier,
179Apoll! Du holder Gott der Sonne!
180Nimm Dein Geschenk zurück! .. Die Wonne,
181Die es mir schuf, verdank' ich Dir.
182Es hat mich dulden oft gelehret,
183In Stürmen meinen Muth bewähret,
184In Leiden meine Kraft gestählt, -
185Den müden Geist in harten Proben
186Zu neuer Thätigkeit erhoben,
187Mich froh mit Jugendlust beseelt. -
188Die schöne, feine Welt, um sich an mir zu rächen,
189Hiess meine Lieder - Schwärmereyn!
190Und, Deinem Dienste mich zu weihn,
191Ein unverzeihliches Verbrechen! - -
192Nicht achtend ihrer Klügeleyn,
193Liess ich mein Herz allein nur sprechen,
194Und folgte meinem Genius.
195Des Glückes Gunst, - früh lernt' ich sie entbehren;
196(Beglückt durch Selbstgefühl und mässigen Genuss,
197Vom Mangel fern, und fern vom Ueberfluss.)
198Ich hörte nur auf Deine Lehren;
199Der Wahrheit lebt' ich nur, und Dir.
200Nur Dir, Du holder Gott der Sonne,
201Dir weiht' ich jede Lebenswonne: -
202Gieb mir Unsterblichkeit dafür!!"
203
204Und gütig-lächelnd hört' Er mein Begehren.
205"Dein Wunsch ist unbesonnen zwar"
206(Erwiedert' Er;) "doch will ich ihn gewähren:
207Willst Du nun auch, auf die Gefahr,
208So dich bedroht, gefasst zu seyn, mir schwören?
209Wohlan! Als Priesterinn nehm' ich dich auf;
210Vollende deiner Prüfung Lauf."
211
212Es stampfte neben mir der Dichter Fluggefährte,
213Stolz auf sein mächtig Flügelpaar, -
214Als er Apolls Entscheidung hörte,
215Die ihm so unerwartet war.
216Er stuzte sehr ob dem Verlangen,
217Dass er von mir - von mir! Befehle sollt' empfangen;
218Dass er, der lieber stets nur Männer trug,
219Durch eines Mädchens Hand gelenkt, im raschen Flug
220Von einem Alter hin zum andern
221Nun still-gehorchend sollte wandern!
222Diess wollt' ihm gar nicht ein. - Die leichte Reiterin
223Gab sich indess den Schwung erhöhter Fantasie'n;
224Sah bald mit wonnigem Entzücken
225Und bald mit bangen Forscherblicken
226In das Gebiet der fernen Zukunft hin. -
227Und rascher mit verhängtem Zügel
228Unaufgehalten über Thal und Hügel
229Ging's nun den steilen Klippenpfad hinan.
230
231In dieser ernsten Prüfungsstunde wallten
232Zwar tausend trügrische Gestalten
233Umher auf meiner kühnen Bahn.
234Hier lockt, als Freundschaft, - die Sirene!
235Dort schielt der Neid und fletscht die Zähne;
236Da knirscht die Eifersucht sich müd' und stumpf;
237Und hier entsteigt dem schilfbewachsnen Sumpf
238Ein Irrlicht, um uns falsch zu leiten; - -
239Doch niemahls liess mein Genius mich gleiten.
240
241Dies dank' ich ihm mit innigem Gefühl!
242Er führte, trotz so manchem rauhen Winde,
243Mich unerschrocken bis an's Ziel,
244Durch tausend ungangbare Dorngewinde,
245Zu jener feyrlich ernsten Brücke hin,
246Wo die Jahrhunderte vorüberziehn. -
247
248-----
249
250Ein unverständliches Gemurmel machte,
251Dass ich aus diesem langen Traum erwachte.

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