LiederNet logo

CONTENTS

×
  • Home | Introduction
  • Composers (20,117)
  • Text Authors (19,508)
  • Go to a Random Text
  • What’s New
  • A Small Tour
  • FAQ & Links
  • Donors
  • DONATE

UTILITIES

  • Search Everything
  • Search by Surname
  • Search by Title or First Line
  • Search by Year
  • Search by Collection

CREDITS

  • Emily Ezust
  • Contributors (1,114)
  • Contact Information
  • Bibliography

  • Copyright Statement
  • Privacy Policy

Follow us on Facebook

by Manfred Greiffenhagen (1896 - 1945)

Die Ochsen
Language: German (Deutsch) 
Ihr naht Euch wieder, schwankende Gestalten,
Kein Tag vergeht, an dem man Euch nicht sieht.
Wie Ihr den Wagen, meine guten alten,
Bedächt'gen Schrittes durch die Straßen zieht.
Ich seh, wie Ihr uns Menschen hier betrachtet,
In unserm Kleinmut, unsrem Hass und Streit,
Und weiß genau, wie sehr Ihr uns verachtet,
Im Herzen froh, dass Ihr zwei Ochsen seid.
Wenn sich die Leute zanken hier und boxen,
Ihr bleibt zufrieden, ruhig stets und satt,
Darum seid Ihr für mich, Ihr beiden Ochsen,
Die klügsten Wesen in Theresienstadt.

Es kennt ein jeder von uns die Gerüchte,
Von denen keins den Menschen hier zu dumm,
Ein jeder sagt dem andern die Geschichte,
So ist es in der ganzen Stadt bald rum.
So etwas Tolles hört ich diese Tage,
Als ich Euch traf auf dem Kasernenhof,
Ich bat um Deine Meinung in der Frage,
Da sagtest Du, mein alter Philosoph:
“Das Rindvieh hat Gefühl fürs Paradoxe,
Ihr Menschen seht und hört nur alles halb,
Das glaubt bei uns nicht mal der größte Ochse,
Darüber lacht das allerkleinste Kalb”.

Der Mensch muss essen, das verlangt sein Magen,
Doch hier ist die Ernährung ein Problem,
Und hört er mittags seine Stunde schlagen,
Dann ist der Weg zur Küche nicht bequem.
Unwiderstehlich zieht es zur Menage
Die Menschen oft zu eigenem Verdruss,
Und gar zu häufig kommt man dort in Rage,
Wenn man so furchtbar lange warten muss.
Ihr werdet gut bedient, in Euren Boxen
Wird Euch das Essen franco Haus serviert,
Und draußen warten stundenlang wir Ochsen,
Wer von uns hat nun richtig disponiert?

Ihr hört die Menschen hier verschieden sprechen,
Nicht in der Mundart nur, auch nach dem Sinn,
Die Holländer, die Dänen und die Tschechen
Und deutsch aus Prag, aus Wien und aus Berlin.
Erschütternd, wie sie voneinander reden,
Wie man sich hier noch nach Nationen trennt,
Um ausgerechnet sich noch zu befehden,
In einer Stadt, die sich ein Ghetto nennt.
In diesem und speziell in diesem Falle,
Gibt´s keinen Unterschied bei Mensch und Rind;
Denn Juden, und nur Juden, sind wir alle,
So wie die Ochsen – alle Ochsen sind!

Available sung texts:   ← What is this?

•   M. Roman 

M. Roman sets stanzas 1-2

View text with all available footnotes

Text Authorship:

  • by Manfred Greiffenhagen (1896 - 1945), "Die Ochsen" [author's text checked 1 time against a primary source]

Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):

  • by Martin Roman (1913 - 1996), "Die Ochsen", 1944, stanzas 1-2. [
     text verified 1 time
    ]

Researcher for this page: Guy Laffaille [Guest Editor]

This text was added to the website: 2015-02-26
Line count: 48
Word count: 350

Gentle Reminder

This website began in 1995 as a personal project by Emily Ezust, who has been working on it full-time without a salary since 2008. Our research has never had any government or institutional funding, so if you found the information here useful, please consider making a donation. Your help is greatly appreciated!
–Emily Ezust, Founder

Donate

We use cookies for internal analytics and to earn much-needed advertising revenue. (Did you know you can help support us by turning off ad-blockers?) To learn more, see our Privacy Policy. To learn how to opt out of cookies, please visit this site.

I acknowledge the use of cookies

Contact
Copyright
Privacy

Copyright © 2025 The LiederNet Archive

Site redesign by Shawn Thuris