by Ernst Rudolf Neubauer (1822 - 1890)
Wie soll eine ehrbar Jungfrau beschaffen sein? See original
Language: German (Deutsch)
Im Jahr, da man schrieb zwölfhundertundzehn,
sah man viel' Mägdlein ins Kloster geh'n.
D'rum hat sanct Hubertus ein' Regul gestellt
zu Nutz und Frommen der Jungfrau'nwelt.
Zum Ersten soll eine Jungfrau fein
wie die Glocken am Karfreitag sein;
die schlägt man im Jahr nur einmal an:
Soll ein Mädchen nit viel von sich hören lahn.
Zum Andern soll eine Jungfrau fein
wie eine Orgel in der Kirchen sein,
die, wenn man sie nur leise berührt,
alsbald ein mächtig Geschrei vollführt.
Zum Dritten soll eine Jungfrau fein
auch ferner wie eine Spitalsuppe sein;
die reizet nit zum sündigen Spiel
und hat darneben der Augen nit viel.
...
Herr Hubertus nahm es gar zu leicht,
wenn er die Jungfern den Orgeln vergleicht;
wasmaßen ein' Orgel, ob laut, ob still,
für jeden ist, der auf ihr spielen will.
Herr Hubertus sorgte still für sich,
wenn er Jungfrau'n den Spitalsuppen verglich;
wasmaßen die Suppen derb und blind
nur für die fastenden Fratres sind.
Composition:
- Set to music by Heinrich Proch (1809 - 1878), "Wie soll eine ehrbar Jungfrau beschaffen sein?", op. 203, published 1872, stanzas 1-4,6-7 [ baritone and piano ], Wien, Spina
Text Authorship:
- by Ernst Rudolf Neubauer (1822 - 1890), "Wie soll eine ehrbar Jungfrau beschaffen sein?", appears in Lieder aus der Bukowina, first published 1855
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Researcher for this page: Johann Winkler
This text was added to the website: 2022-08-23
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