by Nikolaus Lenau (1802 - 1850)
Die Wurmlinger Kapelle See original
Language: German (Deutsch)
Luftig, wie ein leichter Kahn, Auf des Hügels grüner Welle Schwebt sie lächelnd himmelan, Dort die friedliche Kapelle. Einst bei Sonnenuntergang Schritt ich durch die öden Räume, Priesterwort und Festgesang Säuselten um mich wie Träume. Und Marias schönes Bild Schien vom Altar sich zu senken, Schien in Trauer, heilig mild, Alter Tage zu gedenken. Rötlich kommt der Morgenschein, Und es kehrt der Abendschimmer Treulich bei dem Bilde ein; Doch die Menschen kommen nimmer. Leise werd' ich hier umweht Von geheimen, frohen Schauern, Gleich als hätt' ein fromm Gebet Sich verspätet in den Mauern. Scheidend grüßet hell und klar Noch die Sonn' in die Kapelle, Und der Gräber stille Schar Liegt so traulich vor der Schwelle. Freundlich schmiegt des Herbstes Ruh' Sich an die verlass'nen Grüfte; Dort, dem fernen Süden zu, Wandern Vögel durch die Lüfte. Alles schlummert, alles schweigt, Mancher Hügel ist versunken, Und die Kreuze steh'n geneigt Auf den Gräbern – schlafestrunken. Und der Baum im Abendwind Lässt sein Laub zu Boden wallen, Wie ein schlafergriff'nes Kind Läßt sein buntes Spielzeug fallen. – Hier ist all' mein Erdenleid Wie ein trüber Duft zerflossen; Süße Todesmüdigkeit Hält die Sünder hier umschlossen.
Note: in Hornstein's score at the BSB, in stanza 10, line 4, word 3 is printed as "Sünder" and an unknown hand has crossed it out and written "Seele".
Composition:
- Set to music by Robert von Hornstein (1833 - 1890), "Die Wurmlinger Kapelle"
Text Authorship:
- by Nikolaus Lenau (1802 - 1850), "Die Wurmlinger Kapelle"
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2025-12-10
Line count: 40
Word count: 192