by Johann Hinrich Thomsen (1740 - 1776)
Language: German (Deutsch)
Ich denk' an dich, Geliebte! Im Traume sah' ich dich; Du standst vor mir, da trübte Dein sanftes Auge sich. Du riefst: Geschick, Erbarmen! O werd, o werd' erweicht, Und wach' in Daphnis Armen Mir bald mein Leben leicht! Du flohst. Und ich erwachte Schnell aus dem Traum', und sah Zum Himmel auf, und dachte: Wärst du doch, Doris, da! Die Morgenröthe wäre Dann meinen Blicken schön, Und froh würd' ich die Heere Der Sterne schwinden sehn. In Auen und in Büschen Würd' uns die Morgenluft Und junger Thau erfrischen; Der bunten Blumen Duft Würd' uns Entzückung strömen, Der dichte Schattenhain Uns in die Kühlung nehmen, Und uns ein Eden sein. Da wo in sanften Westen Des Baumes Blüthe schwimmt, Wo kaumbelaubten Ästen Ein Sonnenstrahl entglimmt, Wo von der Klippe nieder Sich stürzt der Wasserfall Behorchten wir die Lieder Der holden Nachtigall. Jetzt aber bist du ferne! O kämen meinem Blick Nur bald die blassen Sterne Der stillen Nacht zurück! Dann könnt' ich einsam weinen; Im Traume würde mir Vielleicht dein Bild erscheinen: Ich wäre dann bei dir!
Confirmed with Musen Almanach für 1777, ed. by Johann Heinrich Voss, Hamburg: Carl Ernst Bohn, 1777. Appears in Poetische Blumenlese, pages 94 - 96.
Composition:
- Set to music by Friedrich Gottlob Fleischer (1722 - 1806), "An Doris", published 1777 [ voice and organ or harpsichord or piano ]
Text Authorship:
- by Johann Hinrich Thomsen (1740 - 1776), "An Doris", written 1773
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Researcher for this page: Melanie Trumbull
This text was added to the website: 2020-09-13
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