by Karl Stieler (1842 - 1885)
Ein Traum
Language: German (Deutsch)
Vom Busen hast du Veilchen mir gegeben, Sie waren heiß von seinem heißen Leben. Ob sie die Freiheit wohl auch gern gewonnen, Die solchem holden Kerker sind entronnen? Ich aber barg sie in mein nächtig Kissen, Nicht lange sollt' ich ihren Zauber missen. - Mein Sinn war glühend und so schwül die Luft, Auf meine Wimper fiel der Veilchenduft. Ihr Duft und deiner – wie von Wonne trunken, Bin ich in Traum – bin ich in Schlaf gesunken. Es war kein Schlaf, der unser Aug' umschattet, In dem des Herzens Glut und Drang ermattet. Ein Schaffen war's – nicht stumme, dumpfe Ruh' - Und dieses Traumes Glück und Glanz warst du! Ich müßt' ein Wort aus "Hohem Lied" erlesen, Wollt' ich dir sagen, wie du schön gewesen. Ich müßte singen wie Hafis fürwahr, Wollt' ich dir sagen, wie selig ich war! Das hat zur Nacht der Veilchenduft getan; Klag' ihn, - nicht mich – und deine Schönheit an! Doch ich ward wach – und goß den Duft in Lieder, Als Lied kehrt er zu deinem Busen wieder, Von dem er kam, o leih' ihm gern dein Ohr Und gönn' ihm Einlaß in dies holde Tor!
Text Authorship:
- by Karl Stieler (1842 - 1885), "Ein Traum", appears in Wanderzeit. Ein Liederbuch, in 4. Nachtgesänge [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2016-03-02
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