by Karl Friedrich Kretschmann (1738 - 1809)
Lied eines nordischen Wilden
Language: German (Deutsch)
Mein Weib, mein trautes Weib ist hin; Und Freya, liebste Nachbarin, Schwebt über mir seit Tag und Jahr, Um mir es Tag und Nacht zu sagen Wie süß des Weibes Liebe war. Als mir ihr Auge nicht mehr schien, Wollt' ich ins tiefste Holz entfliehn Und mürrisch wie der Eisbär sein; Da sollten Gras und Erlenrinde Auf immer meine Nahrung sein. Ich that's. Allein wie ward mir da, Als ich den wilden Tauber sah, Der seine blaue Täubin küßt, Und mir mit frohem Girren saget Wie süß der Liebe Wollust ist. Ich floh den Wald, ich ging am Strand. Die Waßerente lag im Sand; Ich jagte sie hinaus ins Meer: Da kam ihr Männchen, schwamm voll Freude Liebkosend immer um sie her. Fürwahr, die Liebe bleibt ein Glück: Drum kehr ich in mein Haus zurück. Komm, Nachbarin, denn ich bin frei; Komm, zeige mir zum zweitenmale Wie süß der Liebe Wollust sei!
Confirmed with Karl Friedrich Kretschmanns sämtliche Werke, erster Band, Leipzig: Dyckischen Buchhandlung, 1784. Appears in Scherzhafte Lieder, pages 216 - 217.
Note: this text appears to have been paraphrased, perhaps by Blumauer, and set to music by Kraus as Der nordische Witwer. It is either an adaptation or a translation that uses the same source as this (if this text is a translation). We will update this space when we know more.
Authorship:
- by Karl Friedrich Kretschmann (1738 - 1809), "Lied eines nordischen Wilden", appears in Scherzhafte Lieder [author's text checked 1 time against a primary source]
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Researcher for this page: Melanie Trumbull
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