by Johann Heinrich Röding (1732 - 1800)
An die Natur
Language: German (Deutsch)
Holde, gütige Natur, milder als Cythere! Prächtig schmückst du Feld und Flur, füllest Erd und Meere. Alles spricht von deinem Ruhm, Mensch und Tier und Gras und Blum. Überall bist du bekannt in den schönsten Bildern, und doch wird des Künstlers Hand dich vergebens schildern. Du, so vieler Wesen Glück, bist des Schöpfers Meisterstück. Alles muss auf deinen Wink aus dem Nichts entstehen, was wir ohne Kunst und Schmink in der Schöpfung sehen. Selbst der Mensch, des Schöpfers Bild, wird aus deinem Keim enthüllt. Deinem weiten Schoß entstand ohne Fehl und Mängel, die die stolze Kunst erfand, mancher schöne Engel. Aber wenig Tage nur schmückte sie dein Bild, Natur. Noch ist nicht dein Bild entflohn edlen Biedersöhnen, und noch hast du deinen Thron unter deutschen Schönen. Wäre doch die Zahl nicht klein, die dir, o Natur, sich weihn! O, der übergroßen Zahl, die dein Bild verscheuchet! Eitler Putz herrscht überall, deine Schönheit weichet. — Ungekünstelte Natur, leite mich auf deiner Spur.
Text Authorship:
- by Johann Heinrich Röding (1732 - 1800) [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Carl Philipp Emanuel Bach (1714 - 1788), "An die Natur", Wq 200 no. 6 (1788-1789) [ voice and piano or harpsichord or organ ], from Neue Lieder-Melodien, no. 6 [sung text checked 1 time]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2022-02-24
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