by Viljem Urbaš (1831 - 1900), as Wilhelm Urbas
Gluten
Language: German (Deutsch)
In gold'ner Morgensonne seh' ich dich am Balkone wie eine Fee so schön in mildem Glanze steh'n; die dunklen Locken fluten um deiner Wangen Gluten, und in die blaue Ferne wie zweier schönen Sterne strahlt deiner Augen süßes Licht. So schön war Molly Laura nicht! Ich sehe dich so rein, und glühendes Verlangen mit bittersüßem Bangen schleicht mir ins Herz hinein. Ich fleh' hinauf zu dir: Nur einen Blick gib mir! Doch ach, du hörst mich nicht. Du nimmst die helle Laute und rührst die Saiten traute, entlockend weichen Klang wie Nachtigallgesang; d'rein wallen göttlich schöne, bezaubernd süße Töne voll Liebe und voll Lust aus deiner reinen Brust. Da fasst gewaltig es mein Herz, weiß nicht, ist's Wonne oder Schmerz. Es fasst allmächtig mich, und meine Hände heben sich auf mit leisem Beben wie zum Gebet für dich, dass Gott dich wahren wollt' so schön und rein und hold. Doch ach, du merkst es nicht! Du betest, Seufzer schweben aus deinem tiefsten Leben wie frommer Harfenton hinauf zu Gottes Thron. Ich seh' dein Aug umflossen und deine Stirn umgossen von der Verklärung Strahlen, die auf dein Antlitz fallen: So schön sind Raphaels Engel nicht! Da fällt's auf mich wie ein Gericht mit furchtbarem Gewicht, und eine Träne wallet, in der dein Bild sich malet, dann über mein Gesicht. Sie bittet flehend dich: O bete auch für mich! Doch ach, du siehst sie nicht.
Confirmed with Laibacher Zeitung, 13. September, 1854.
Text Authorship:
- by Viljem Urbaš (1831 - 1900), as Wilhelm Urbas, "Gluten" [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Alfred Khom (1826 - 1893), "Gluten" [sung text checked 1 time]
Researcher for this page: Johann Winkler
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