by Friedrich Wilhelm Gotter (1746 - 1797)
Warnung vor Hymen
Language: German (Deutsch)
Wenn die Hochzeitfackel lodert, Sehet, welcher Gott sie hält! Hymen kömmt, wenn man ihn fodert, Amor, wenn es ihm gefällt. Zu dem zweifelhaften Bunde, Der des Lebens Freyheit raubt, Schlägt die feyerliche Stunde, Immer eher als man glaubt. Wünsche, Triebe, Phantasieen, Alles ist euch jetzt noch frey; Lieben könnt ihr, ihr könnt fliehen, Ohne Vorwurf, ohne Reu! Tauschet diese Frühlingstagen Um die Lockung Hymens nicht! Trug ist seine sanfte Klage, Träume sind's, was er verspricht. Seht ihn, wie er falsch den Rücken Dem getäuschten Sclaven beut! Flieht vor seinen goldnen Stricken, Flieht, mit weiser Fröhlichkeit! Aber wenn ein süßes Feuer, Das nicht Überlegung stillt, Täglich, mächtiger und neuer, Euren jungen Busen füllt; Wenn Vernunft, mit Reiz verbunden, Euch zum Schwur der Treue zwingt, Und, mit Rosen rund umwunden, Amor selbst die Fackel bringt; Stehet dann, geführt von Scherzen, Hymen lächelnd vor euch da, Ach! so ruft, aus vollem Herzen, Lieber heut', als morgen, Ja!
Confirmed with Friedrich Wilhelm Gotter, Gedichte, erster Band, Gotha: Carl Wilhelm Ettinger, 1787, pages 129 - 131. Appears in Vermischte Gedichte, no. 40.
Authorship:
- by Friedrich Wilhelm Gotter (1746 - 1797), "Warnung vor Hymen", written 1771, appears in Gedichte, in Vermischte Gedichte, no. 40 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Carl Christian Agthe (1762 - 1797), "Warnung vor Hymen" [sung text not yet checked]
Researcher for this page: Melanie Trumbull
This text was added to the website: 2021-06-20
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