possibly by Johann Philipp Fresenius (1707 - 1761)
Sehnen und Fragen
Language: German (Deutsch)
Wie du mich anblickst, süßer Stern der Liebe, der strahlend du im blauen Osten ziehst; wie du dich hebst, mein Herz, in heißem Triebe, dem schimmernden Gestirn entgegen glühst! Weit schwebt es durch des Himmels weite Räume, weit von der Erd' ihm der Gedanke nach, sein Strahl berührt den Blick, und tausend Träume der tiefbewegten Seele werden wach. Woher die stillen, rätselvollen Schauer, die Glut der Andacht durch die Seele weh'n? Woher des Geistes wundersame Trauer, mit der wir aufwärts zu den Sternen seh'n? Woher, dass alles mächtig aufwärts strebet, was aus dem Mutterschoß der Erde blüht? Dass alles, was dort fühlend sich erhebet, sich von dem Staube loszukommen müht? Woher das Licht, das von des Himmels Sternen und nicht von irdischen Geburten stammt? Dass täglich noch herab aus jenen Fernen das Öl sich gießt, von dem das Leben flammt? Erfreuend strömt es aus den ew'gen Quellen, allwirksam strahlt es in der Erde Schoß und zündet Leben an, macht Keime schwellen und windet sich zum heit'ren Dasein los. Warum spielt doch mit wundersamen Klängen so süß im Walde eine Sängerin und übertrifft sich selbst in den Gesängen, doch nicht verstehend ihrer Lieder Sinn? Fürwahr, was Klagen voll Empfindung dichtet und von den Lippen jeder Kreatur ermahnend an die Menschenseele richtet, das ist die große Seele der Natur!
Text Authorship:
- possibly by Johann Philipp Fresenius (1707 - 1761) [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Joseph Schad (1812 - 1879), "Sehnen und Fragen" [sung text checked 1 time]
Researcher for this page: Johann Winkler
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