Noch liegt die Flur im Dämmerschein der Nacht, der letzten Sterne Licht beginnt zu bleichen. Auf, Bergmann, auf! Die Ruhe ist zu End. Greif hurtig in des großen Triebwerks Speichen. Nur einem Blick wirft Steiger Simon schnell aufs traute Heim, wo ihn, auf Traumeswegen noch wandelnd, hold sein Kind, sein Glück, begrüßt. Dann eilt er froh dem Tagewerk entgegen. Sein Pfad führt ihn durch blum’gen Wiesengrund, an jedem Grasholm funkeln Diamanten. Tautropfen von der Sonne Strahl geküßt. Die schöne Welt ist wieder neu erstanden. Schon ruft das Glöcklein, mahnt zur ernsten Pficht. Es füllt sich schnell die schmucklos kleine Halle. Ein frommer Sang; ein still Gebet zum Herrn. Und festes Gottvertraun erfüllet alle. Nun eilt er frisch ans Werk, denn heute gilt’s, den Durchbruch nach dem alten Schacht vollenden. Nur heißem Mühen blühet der Erfolg. Er liegt in euren arbeitsfrohen Händen. Es fahren Zimmerling und Hauer ein auf steilen Leitern zwischen schwarzen Wänden. Stumm gähnt des Stollens ewig finstre Nacht; nur heir und da ein schwaches Licht der Blenden. Und selten hallt ein Ruf ein Wort. Es kann kein Laut von oben in die Tiefe dringen, Der Fäustel klopft. Dumpf dröhnt der Haue Schlag. “Nur unverzagt! Das Werk muß uns gelingen.” Vor Ort ist Simon unermüdlich schier. Die heut’ge Schicht noch muß den Durchbruch bringen. Er feuert jeden an durch eigne Tat. Hindurch hört er’s im Geist schon klingen. Schicht wechsel naht heran. Da schlägt mit Wucht durch eine letzte Wand noch Simons Haue. “Glück auf!” ruft er, “das große Werk gelang.” Scharf strömt die Luft herein vom alten Baue. Da zuckt’s hell auf! Er steht wie fest gebannt. Ein blendend Licht heißt ihn das Auge schließen. Unheimlich surrt’s und klingt es ihm im Ohr Vom Durchbruch her ein magisch Schimmern fließen. Und an den Wänden läuft es entlang; Bläuliche Flammen! Spukhaft und bang, huschen dahin sie, einen sich schnell trennen sich wieder, aufblitzend grell. “Schlagwetter! Fort! Fliehet vom Ort!” Aus allen Kehlen der furchtbare Schrei: Herr Gott in Himmel stehe uns bei! Da plötzlich fährt ihm mit lautem Gezisch eine mächtige Flamme entgegen. Es schleudert ihn fort. Eine Flammen meer loht. Lauf dröhnt es von donnernden Schlägen. Nun alles wieder still. Das Bergwerk ruht nach schwerem Kampf in geister heftem Schweigen. Am Firmament erglüht ein goldner Stern und will den Weg zur ew’gen Ruhe zeigen. Bergglöcklein tönt. Der Kameraden Schar steht still am Grab im Abend sonnenglühen. Nun fahre ein zur letzten langen Schicht. Ruh, Bergmann, aus von deines Lebens Mühen.
Notes provided by Laura Prichard:
Stanza 6, line 1: Zimmerling und Hauer are names of miners.
Stanza 6, line 4: Zinc ore (ZnS), or a similar metallic sulfide
Stanza 9, line 3 ("Glück auf!") : This common miner’s greeting, originally from the Ore Mountains [Erzgebirge mining region] of Saxony, was in use since the 1600s (as in the folksong "Glück auf, der Steiger kommt"). It was commonly said when miner’s entered and left mines by ladders (Fahrten), sometimes climbing for two hours to reach their worksites. This Pfennig was struck to commemorate King Ernest Augustus’ 1839 visit to Clausthal, home of the Technische Universität Clausthal, and where modern wire rope had just been invented by mining engineer Wilhelm Albert.
Authorship:
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Hugo Wilhelm Ludwig Kaun (1863 - 1932), "Der Steiger" [sung text checked 1 time]
Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Laura Prichard) , "The Foreman", copyright © 2023, (re)printed on this website with kind permission
Researcher for this page: Laura Prichard [Guest Editor]
This text was added to the website: 2023-02-21
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