by Heinrich Wilhelm Vierordt (1855 - 1945)
Totenhausen
Language: German (Deutsch)
Wo leis’ das Kornfeld wogt und wallt, Der Feldweg führt im Sande, Gehöfte standen reich bestellt Am blumigen Waldesrande. Der Rauch aus Hütten traulich stieg Beim Mittagsmahl vom Herde. Spurlos im dreißigjähr’gen Krieg Das Dorf schwand von der Erde. Wann jeder Laut im Land verstummt In Sonnenmittagsstille, Durchs Heidekraut die Biene summt, Verträumt nur zirpt die Grille: In Wald und Ährenfeld erhebt Sich still und fern ein Sausen; Der Landmann hört’s im Korn und bebt Und murmelt: Totenhausen. Aus längst verlorner Zeit herbei Hört man’s wie Glocken gehen, Wie Dorfgeräusche mancherlei In glühender Lüfte Wehen: Ein leiser frommer Erntesang Der Schnitter bei dem Mähen, Und Sichelschnitt und Sensenklang Und ferner Hähne Krähen. Doch wenn ein Luftzug stärker rührt Im nahen Wald die Blätter, Da tönt’s wie Flammen, hell geschürt, Wie schwedisch Horngeschmetter. Ein Falter flattert weißbeschwingt Durch flüsterndes Getreide – Das ferne Glockenläuten klingt So traurig auf der Heide.
Text Authorship:
- by Heinrich Wilhelm Vierordt (1855 - 1945), appears in Vaterlandsgesänge, first published 1890 [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Margarete Schweikert (1887 - 1957), "Totenhausen", 1935 [ voice and piano ], unpublished [sung text checked 1 time]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2023-12-16
Line count: 32
Word count: 149