by Anonymous / Unidentified Author
Gleich Stürmen auf welkender Heide
Language: German (Deutsch)
Gleich Stürmen auf welkender Heide Fliegt über das Leben die Zeit! Bald sehn wir die trauende Weide Vom Lenze mit Blüthen bestreut; O Freunde, lebt! ehe des Lebens Enteilender Sommer sich trübt; Der Pinsel harrt wahrlich vergebens, Der Freuden auf Morgen verschiebt. Was Boreas starrend beschneiet; Wird wieder vom Zephyr belaubt; Ach! aber kein Frühling erneuet Des Menschen verwelkendes Haupt. Mit immer verjüngten Gestalten Kehrt wieder der Sternenwelt Schwung; Nur, leider! wir Armen veralten, Und werden dann nimmermehr jung. Noch hat es kein Weiser entschieden, Das Räthsel der künstigen Welt; Seid also mit dieser zufrieden! Schon manchen hat Hoffen geprellt. Sagt! kam wohl vom stygischen Strande Je sichere Botschaft zurück? Dann, Freunde! versteht sichs am Rande: Im Heute -- da lieget das Glück. Nur was wir hier wirklich genossen, Ist unser -- das Übrige Tand; Sein Leben vertrodeln mit Glossen, Wird endlich mit Reue verkannt. Tief schlummern sie, die wir begraben, Und liegen auf immer erstarrt; Noch wenige Jahre, so haben Uns unsere Kinder verscharrt. Im Herzen der Freunde zu leben, Sei unsrer Unsterblichkeit Ziel! Die Thoren, die weiter noch streben, Quält leeres Gedankengewühl, Den schreckt nicht der Wechsel der Scene, Vom Leben zur ewigen Nacht, Wer liebend das Gute und Schöne, Dem Tode ins Angesicht lacht. Hoch lebe das Weines Erfinder, Die Ehre verdient er mit Recht; Es lebe -- geehret nicht minder -- Das reizende Weibergeschlecht! Ein sanftes Verscheiden dem Zecher! Der, wenn er zum Sterben sich legt, In Händen den ledigen Becher -- Nach Wein im Elysium frägt. Wohl jedem, der sinnig und weise Dem Fügem des Fatums erhorcht, Dem leitende Freude zur Reise Des Lebens den Wanderstab borgt. Ruft: Vaterland, Freundschaft und Liebe, Wer die nicht die Losung läßt sein, Der thäte viel besser, er grübe Schon lebend bei Todten sich ein.
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Confirmed with Süddeutsche Thalia, zweiter vermehrter und verbesserter Abdruck, Reutlingen und Leipzig: literarische Comtoirs, 1819, pages 270 - 272. No author indicated.
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- by Anonymous / Unidentified Author, no title [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by August Mayer , "Leichter Sinn", published c1818/19 [ bass and piano ], from Sechs Lieder für eine Baßstimme mit Begleitung des Pianoforte, no. 2, Leipzig: Im Bureau de Musique von C. F. Peters [sung text not yet checked]
Researcher for this page: Melanie Trumbull
This text was added to the website: 2021-02-25
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