by Stefan Zweig (1881 - 1942)
Das singende Blut
Language: German (Deutsch)
Im flutenden Dunkel, halb erwacht Und halb mit träumenden Sinnen, Hör ich mein Blut durch die Mitternacht Mit kristallenem Singen rinnen: »Was bist du? Ein verdorrter Schaft, Den ich mit Geist durchglute. Mich zeugt der Erde tiefste Kraft, Das Dunkel, dem ich mich entrafft, Zu dem ich heimwärts flute. Ein Lebenswille reißt mich los. Durch schwindende Gestalten Ström ich zurück zum Mutterschoß. Mein Weg ist lang. Dich streift er bloß Du kannst mich nicht behalten. Der Becher, der dein Leben hält, Ist ganz dem Dunkel zu eigen, Mit jedem Atem, der zittert und wellt, Löst sich ein Tropfen, splittert und fällt Zurück in das ewige Schweigen.» Das Blut erklingt, und die Stimme singt Mich ein in purpurnen Traum, Und die schwarze Welle des Schlafes trinkt Sie auf in Dunkel und Raum.
Confirmed with Stefan Zweig, Die frühen Kränze, Leipzig: Insel-Verlag , 1917, Zweite Auflage
Authorship:
- by Stefan Zweig (1881 - 1942), "Das singende Blut", appears in Die frühen Kränze [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Robert Lillinger (b. 1990), "Das singende Blut", 2017 [ voice and piano and 2 violins ad libitum ] [sung text not yet checked]
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
This text was added to the website: 2023-05-14
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