by Julius Mosen (1803 - 1867)
Des Knaben Leid
Language: German (Deutsch)
Sie gingen mit einander So träumend durch den Hain, Der Knabe wol in Pein Die weißen Hände wandt' er, Die irren Blicke sandt' er Durch Wald und Busch hinüber; Ein Marienbild sah herüber. Das Waldweib sprach: da drüben Der Jungfrau steinern Herz Das fühlt nicht deinen Schmerz, Weiß nichts von Kuß und Lieben; Wie kann dich das betrüben? Hast Alles doch empfangen, Was kannst du mehr verlangen? Er saß auf Bergeshöhen Mit seinem Weib zumal, Aus tiefem Nebelthal Hört er in bitt'ren Wehen Empor wie Mutterflehen, Wie in herzinnren Peinen Ein Kirchenglöcklein weinen. Das Waldweib sprach: das Klingen, Das ruft im Dorfe fern Zum strengen Dienst des Herrn; Die Leute müssen springen, Viel beten und viel singen, Wie müssen arme Seelen In Wort und Wahn sich quälen! Wohl dir, daß du vergeben Des Leibes bösen Gast, Die trübe Seele Hast, Nun darfst du selig leben, In Thau und Lüften weben, Ohne Beten, Knie'n und Büßen All' Inbrunst ganz genießen.
Text Authorship:
- by Julius Mosen (1803 - 1867), "Des Knaben Leid", appears in Gedichte, in Das Waldweib, no. 3 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2010-10-25
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