by Johann Christian Krüger (1723 - 1750)
Abendgedanken
Language: German (Deutsch)
Verzieh', mein Auge, dich zu schließen, Bewundre die ehrwürd'ge Nacht, Säum, ihre Wohlthat zu genießen, Erkenne den, der sie gemacht: Das Dunkle kann ihn nicht verhelen, Die tiefe Stille schweigt ihn nicht, Den Gott, des Macht die Stern' erzählen, Des Huld des Mondes Schatten spricht. Monarch so ungeheurer Welten, Wie sicher ruht, den du bewachst! Doch, wohin flieht vor deinem Schelten, Dem du den Schlaf erschrecklich machst? Wenn dich die Finsternisse rächen, Ist nirgends Rettung vor dem Graun; Ein Herz, das rein ist vom Verbrechen, Sonst keine Zuflucht gibt Vertraun. Wohl dem, der deine Größe kennet, Und sie zu seiner Zuflucht macht! Du nimmst, wenn dein Gericht entbrennet, Ein Herz, des Gott du bist, in Acht. Wem du die Missethat vergiebest, Sieht ruhig, wenn die Welt zerbricht; Er weiß, der Gott, den du ihn liebest, Du Gott, sein Schutz, vergehest nicht. Du Gott bewachst auch meine Seele; Sie irrt oft, doch sie haßt dich nie. Eh ich noch meine Sünden zähle, Vergibest und vertilgst du sie. Wenn Frevler deinen Zorn erwecken, So schützt mich deines Sohnes Blut; Mich darf der Welten Sturz nicht schrecken, Ich trotz ihm unter deiner Hut.
Confirmed with Johann Christian Krügers poetische und theatralische Schriften, ed. by Johann Friedrich Löwen, Leipzig: bey M. G. Weidmanns Erben und Reich, 1763. Appears in his Poetische Schriften, pages 22 - 23.
Authorship:
- by Johann Christian Krüger (1723 - 1750), "Abendgedanken" [author's text checked 1 time against a primary source]
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