Der blinde Musikant
Language: German (Deutsch)
An jener Landstraß', staubbedeckt, so manchem Wand'rer wohlbekannt, weilt jeden Abend, gramgebeugt, ein armer, blinder Musikant. Die lieben Seinen hat man längst daheim zur ew'gen Ruh' getan; ein Hündchen nur, der letzte Freund, geht ihm als Führer stets voran. Jetzt hebt der Alte zitternd an ein Lied aus ferner Jugendzeit, wo noch sein Aug' den Himmel sah und all' der Erde Herrlichkeit. Da springt sein Hündchen schnell herbei, hebt beide Pfötchen hocherfreut und harret, bis man mitleidsvoll dem Spielmann eine Gabe beut. - Der Arme starb, drei Tage sind's, dass er erlöst von Sorg' und Plag', als, hungernd auf dem Grabe, auch sein Hündchen im Verenden lag. Da hallt zum stillen Friedhof leis bekannte Melodie herauf, und, wähnend, dass sein Herr ihm nah', hebt es, wie einst, die Pfötchen auf. Dann sinkt es hin, das treue Tier, und als die Töne sanft verweh'n, musst' es auf jenem Hügel dort mit ihnen aus dem Leben geh'n.
Authorship:
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Friedrich (Adolf Ferdinand) von Flotow (1812 - 1883), "Der blinde Musikant", published 1884 [ voice and piano ], Darmstadt, Schödler [sung text checked 1 time]
Researcher for this page: Johann Winkler
This text was added to the website: 2020-05-16
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