by Ludwig Heinrich Christoph Hölty (1748 - 1776)
An die Phantasie
Language: German (Deutsch)
Ewig träufle dein Kelch, Zauberin Phantasie. Seinen Himmel auf mich herab; Ewig lächle dein Blick deinem Geweyheten, Der an deinem Altare kniet! Dein unsterblicher Fuß weilet, o Königin, An den Quellen des Morgenroths; Du entschöpfest dem Quell liebliches Rosenlicht, Und bestrahlest die Erdenwelt. Dein allmächtiger Wink winket den Himmel schnell Auf die trauernde Erd herab; Streut ein Tempe mir hin, bauet mir Lauben auf, Bettet Betten von Rosen mir. Du entpflückest dem Thal Edens, o Königin, Aetherblumen zum Kranze dir; Und umsäuselst die Stirn deiner Erkohrenen Mit dem träufelnden Strahlenkranz. Eine Grazie hüpft, leicht wie ein Rosenblatt, Liebelächelnd mir auf den Schooß; Und ich senke mein Haupt an die geliebte Brust, Schweb in Träumen Elysiums. Trunken wandl' ich mit ihr, strömet das Abendroth, Durch die schlummernden Blumen hin; Durch den purpurnen Hain, durch das Gebüsch von Gold, Durch das schlummernde Mondenlicht; Und aus Rosengewölk lächelt der Abendstern Meiner Wallerin ins Gesicht. Ewig träufle dein Kelch, Zauberin Phantasie, Seinen Himmel herab auf mich!
Text Authorship:
- by Ludwig Heinrich Christoph Hölty (1748 - 1776), "An die Phantasie" [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Karl Wiener (1891 - 1942), "An die Phantasie", op. 8 (1918). [alto and orchestra] [text not verified]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2011-08-31
Line count: 28
Word count: 162