LiederNet logo

CONTENTS

×
  • Home | Introduction
  • Composers (20,257)
  • Text Authors (19,749)
  • Go to a Random Text
  • What’s New
  • A Small Tour
  • FAQ & Links
  • Donors
  • DONATE

UTILITIES

  • Search Everything
  • Search by Surname
  • Search by Title or First Line
  • Search by Year
  • Search by Collection

CREDITS

  • Emily Ezust
  • Contributors (1,116)
  • Contact Information
  • Bibliography

  • Copyright Statement
  • Privacy Policy

Follow us on Facebook

by Johann (Paul) Priem (1815 - 1890)

Der Wettstreit der Getränke. Faschingsscherz
Language: German (Deutsch) 
Erste Scene

Traube 
Das ist ein Wein, wie er seit Jahren 
Nicht besser aus einem Fasse rann, 
Wie Gold wird Jeder ihn aufbewahren, 
Der seine Güte recht schätzen kann, 
Doch leider werden die ächten Kenner 
So selten jetzt wie der gute Wein, 
Man möchte lieber ein Branntweinbrenner 
Als Besitzer eines Weinbergs sein. 
Der Hopfen verdrängt die edle Rebe 
Bald überall in der ganzen Welt, 
Am Ende wird noch die Jungfer Hebe 
Als Münchner Kellnerin angestellt.  
Bräuhäufer gibst an allen Enden, 
Die halbe Erde trinkt bayerisch Bier, 
Und zu den Menschenfressern senden 
Die Bräuer schon ihre Fasser schier. 
Ja, selbst an unserm gesegneten Rheine, 
Wo Ritter und Knecht aus Humpen trank 
Vom edelsten der deutschen Weine, 
Sitzt alle Welt auf der Bierhausbank!    

Zweite Scene

Malzhuber 
Beim heil'gen Natzi, du hast's troffen 
Das ist's auch, was mich lang schon freut, 
Dem Bier steht alle Welt jetzt offen 
Das heißt, die Leut'l'n werden gscheidt;  --  
Der Wein ist oft der Reichen z'theuer, 
D'rum macht bei mancher Excellenz  --  
Und wenn er noch so gut ist heuer  --  
Das Bier ihm siegreich Konkurrenz.  

Traube 
Wie?  Dein Gebräu von Malz und Hopfen 
Stellst Du an's edle Rebenblut? 
Wem geben deine bittren Tropfen 
Begeisterung und hohen Muth? 
Wo ward je ein Poet geboren,  
Dem Bier der Dichtung Schwingen lieh?  

Malzhuber
Nein, damit laß mich ungeschoren, 
Sprichst du von deutscher Poesie; 
Die ist gar oft schon einem Glase 
Voll dünnen Bier's, mein Freund, entstammt, 
Wenn nicht die himmlische Extase 
Ein Gläschen Kümmel gar entflammt; 
Zum Weine reichts in deutschem Lande 
Für einen deutschen Dichter nicht, 
Wenn nicht ein seltnes Glück die Bande 
Des armen Musenjüngers bricht.  

Traube 
Wer spottet, der wird noch nichts beweisen, 
So spricht nur frevelnder Übermuth; 
Weil den Wein die Dichter ehren und preisen 
So schmähst du sie in ohnmächt'ger Wuth. 
Der Wein ist das edelste aller Getränke, 
Das lehrt die Geschichte seit alter Zeit, 
Laß ab von deinem eitlen Gezänke, 
Zu dem dich nur reizt der hämische Neid. 

Malzhuber 
Was brauchts den Neid  --  von einem König 
Stammt mein Getrank, das edle Bier, 
D'rum macht es sich Alles unterthänig 
Und bietet mit Freuden den Wettkampf dir!  

[continues with prose passages]

Dritte Scene

[no singable verses, all prose]

Vierte Scene 

William 
Dieses Gentlemen wollen nix lassen gelten der Thee 
als das erste und beste Getränk der Welt. 
Was sagen dazu dein Prophet, weiser Moslem? 

Abdallah 
Thee ist wie die weiße Rose von Caschmir, 
aber Mocca ist die Himmelsblume, die da blüht 
über dem Grabe des Propheten an der heilige Stätte, 
wo einst sein Fuß gewandelt. 

William 
Goddam, was reißen du auf das Maul 
so weit mit deinem schwarzen Gesöff, 
das nix mag trinken ein Mensch auf das Continent? 
Ick versorgen allein mehr Länder mit Kaffee 
aus meine Plantagen in Ost- und Westindien 
als dein ganzes Arabien.      

Abdallah 
Wer nie die Wonne des himmlischen Mocca geschlürft, 
der lasse seinen Mund schweigen 
von den Freuden des Paradieses.

Fünfte Scene 

Seekapitän Lemoni 
Der Punsch ist das edelste aller Getränke!  

Wenn der Nordwind pfeift und die Möve krächzt 
Und im Sturme die Wolken jagen, 
Nach dem Feuertrank meine Seele lechzt, 
Und ich leere das Glas voll Behagen.  
Was kümmert's mich, wenn die Planke ächzt 
Und die Wellen dagegen schlagen  --  
Durch die Gurgel fließt ja die heiße Fluth 
Und in Flammen setzt sie des Seemanns-Blut.  

Sechste Scene 

[following more prose]

Pinke 
Männeken, machen Sie sich nich lächerlich. 
Haben wir nich Friede jemacht mit einander, sind wir nicht 
zu Schutz und Trutz verbunden und zollvereinlich affocirt? 
He, He? 
Lassen Sie uns die Friedensfeife mit einander rauchen 
und jenießen Sie eenen Bittern mit mir. 
Schnaps, Schnaps, Schnaps, 
Du edeles Getränke 
Dich preise ich, du edler Saft, 
So oft ich dein gedenke!  

Siebente Scene 

Neptun, der Wassergott 
Ha!  Welche Töne klingen mir an's Ohr!   
Der größte Feind, den ich auf trocknem Land, 
Das meinem Dreizack nicht gehorcht, besitze 
Bist du!  Entferne dich aus meiner Nähe! 
Die ärgste Schmach, die meinem Element 
Der Mensch bereitet  --  ist dein Ideal!  
Gebranntes Wasser nur löscht deinen Durst, 
Die Flamme, die ich hasse, ist dein Gott! 
Verschwinde!  oder aller Quellen Naß, 
Das aus der Erde tiefstem Innern dringt, 
Soll fortan nur durch deine Gurgel rinnen!  

[Two characters mutter to each other in prose 
and leave the stage, arm in arm.]

Neptun 
Zu meinem Ohr ist das Gerücht gedrungen 
Von eurem Streit, ein Jeder dünkt sich mehr 
In seinem Sinn zu gelten als der and're. 
Es streiten Wein und Bier, Kaffee und Thee 
Sich um den Vorrang,  --  jedes der Getränke 
Behauptet, daß es herrsche in der Welt.  --  
Wie thöricht doch erscheint mir diesen Wahn!  --  
Was seid ihr Alle, ohne meinen Beistand?  
Ich bin der Herrscher, der gewaltige 
Im weiten Reich der irdischen Getränke 
Nicht ohne mich vermögt ihr zu besteh'n!  

Traube 
Eure Hoheit entschuldigen  --  ich dächte doch, 
Der Wein brauche die Hülfe des Wassers nicht.  --  

Neptun 
Er braucht sie nicht, allein er sucht sie doch! 
Ein tausendstimmig Zeugniß gibt die Menschheit 
Mir gern dafür, daß ihr die edle Gabe 
Der Götter fälscht mit meinem Element!  

Abdallah 
Stern Sakkra!  Freund Träuble, ich glaub er hat Recht, 
Wenn Ihrs nicht thut, gibt's genug andere,  
Die ohne Gott Neptunius nicht bestehen können.  

Neptun 
Du bist in gleichem Fall!  Schon von der Wiege 
Ist dein Gebräu dem Element vermählt, 
Das ich beherrsche, und selbst in der Reise 
Schwächst du es ab aus meinem kühlen Born!  

Malzhuber
Sel ist nit wahr!  Das thun nur die Malefizsakkra, 
Die Bierzapfler, a tüchtiger Bierbrauer g'wiß nit. 
Aber was wahr, is, is wahr. 
Ohne Wasser könnt mer halt nix macha.  

Neptun 
Ihr Andern schweigt,  --  im richtigen Gefühl 
Der Wahrheit, die aus meinen Worten spricht. 
Das Element des Wassers ist die Kraft, 
Die euch beherrscht, und ohne seine Macht 
Seid ihr ein Nichts, ein wesenloses Ding! 
Der Durst ist meinem Scepter unterthan  --  
Ihr löscht ihn nicht, so viel ihr's euch auch rühmt, 
Ihr zeugt ihn erst und laßt ihn mächtig wachsen, 
Das Wasser nur allein ist's, das ihn stillt.  

Doch nicht vergebens sollt um euer Recht 
In bitterm Wortgezänk gekämpft ihr haben, 
Ich schlichte euren Zwist,  --  ein Jeder hat 
Für sich ein Anrecht auf die Gunst der Menschen. 
So sei auch Jedem nun ein Theil der Zeit, 
Die eines Tages Stunden je umschließt 
Für seine Herrschaft redlich zuerkannt: 

Dem Wein gehört des Tages heitre Mitte, 
Dem Bier der Abend nach gewohnter Sitte, 
Und mit ihm theilt der Thee das Regiment, 
In jener Welt, die sich die noble nennt; 
Dem Kaffee sei, der edle Moccabohne 
Der Morgen zugetheilt, des Tages Krone, 
Und nach des Mittags gütlichem Behagen 
Sei er bestimmt zu stärken unsern Magen.  
Nun aber laßt die Freude walten, 
Sie will nur Frohe um sich seh'n, 
Und unter ihres Scepters Schalten 
Wird jedes Leides Spur verweh'n.  

zu den vier Getränken 
Hier sind die Stützen eures Reiches: 
Aus Frankreich und vom Ungarland, 
Aus Spaniens und Siciliens Bergen, 
Vom Main und Miesbach stramme Burschen 
Und schmucker Kellnerinnen Schaar, 
Dort von der Isar grünen Höhen; 
Aus Holland und aus Schottland gar, 
Selbst aus Arabien und China, 
Aus Rußlands Steppen kommen sie  
Zum Dienst der Freude hergezogen 
In niegeahnter Harmonie. 

Wo so die Völker sich umschließen 
Da bricht die Zeit, die gold'ne, an, 
Da muß der Eintracht Blume sprießen 
Und schwinden jeder finst're Wahn: 
Ringt Alle nach der Freude Kranze, 
Sie ruft euch rasch herbei zum Tanze.  

(Der Vorhang fällt.)

Confirmed with Johann (Paul) Priem, Sommer- und Winterfrüchte. Dramatische Spiele, Nürnberg: v. Ebner'sche Buch- und Kunsthandlung, 1868, pages 159 - 173.


Text Authorship:

  • by Johann (Paul) Priem (1815 - 1890), "Der Wettstreit der Getränke. Faschingsscherz" [author's text checked 1 time against a primary source]

Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):

  • by Karl Deigendesch (1839 - 1911), "Der Wettstreit der Getränke. Faschingsscherz", subtitle: "Dramatisches Singspiel", published 1900 [ soli, mixed chorus, and piano four-hands ], Regensburg, Coppenrath Verl. [sung text not yet checked]

Researcher for this page: Melanie Trumbull

This text was added to the website: 2021-08-28
Line count: 209
Word count: 1213

Gentle Reminder

This website began in 1995 as a personal project by Emily Ezust, who has been working on it full-time without a salary since 2008. Our research has never had any government or institutional funding, so if you found the information here useful, please consider making a donation. Your help is greatly appreciated!
–Emily Ezust, Founder

Donate

We use cookies for internal analytics and to earn much-needed advertising revenue. (Did you know you can help support us by turning off ad-blockers?) To learn more, see our Privacy Policy. To learn how to opt out of cookies, please visit this site.

I acknowledge the use of cookies

Contact
Copyright
Privacy

Copyright © 2025 The LiederNet Archive

Site redesign by Shawn Thuris