by Emanuel von Geibel (1815 - 1884)
Nordostwind hatten wir, die See ging...
Language: German (Deutsch)
Nordostwind hatten wir, die See ging hoch; Die Wogen rollten an mit schäum'gem Kamme Und spritzten gischend auf am Hafendamme, Der Tag sah durch Gewölk, das flatternd zog. Da schrittst auch du den Quaderpfad entlang, Ins straffe Tuch die herbe Fülle schmiegend, Den schlanken Leib auf leichten Hüften wiegend, Beschwingt und fest der kleinen Füße Gang. Und plötzlich fiel ein Strahl aus Wolken da Und zeigt' auf deiner Stirne mir die Güte Und zeigte mir im Auge dein Gemüte, Das frisch und scheu doch in die Welt noch sah. So standest du und sogest tief gestillt Den feuchten, kühlen Hauch, von Wind und Wogen Wie eine Meereslilie sanft gebogen, Geschloßnen Mädchentums ein reizend Bild. Mir aber schwoll das Herz, mein Atem flog, Ich wußt', ich würde nie dich wiedersehen, Und doch war mir so wohl, so wohl geschehen -- Nordostwind hatten wir, die See ging hoch.
About the headline (FAQ)
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), no title, appears in Gedichte und Gedenkblätter, in Lieder aus alter und neuer Zeit, no. 12 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- [ None yet in the database ]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2012-05-26
Line count: 20
Word count: 145